Ein Meister der Wörter

Ein Meister der Wörter Wolfgang Thon schreibt Fantasy- und Geschichtsromane und übersetzt renommierte Autoren aus England und den USA Wörter sind wie Spielsachen für Wolfgang Thon. Er schüttelt sie, wirbelt sie durcheinander, arrangiert sie neu und erschafft virtuos Geschichten, Dramen sogar neue Welten mit ihnen. Als Autor und gefragter Übersetzer hat der gebürtige Mönchengladbacher seine Leidenschaft zum Beruf gemacht. Ein kleines Gartenhäuschen dient ihm als Ideenwerkstatt – ohne WLAN und Telefon, aber mit drei Monitoren, Headset, Recherche-Literatur und Kaffeemaschine. Seit 17 Jahren lebt Wolfgang Thon mit Lebensgefährtin Gundula in einem urigen Holzhaus in Volksdorf. „Bei der ersten Besichtigung kam uns ein Reiter auf der Straße entgegen – da wussten wir sofort, dass wir uns hier wohlfühlen würden“, erinnert er sich. Passionierte Reiter sind beide, eine Zeitlang ritten sie sogar „gleich um die Ecke“ in Volksdorf, doch aus Zeitgründen nur noch im Urlaub – an der Algarve, im britischen Exmoor, auf Mallorca. Das mache den Kopf frei für aktuelle und kommende Buchprojekte. International renommierte Autoren wie Will Jordan, Glenn Mead oder Peter F. Hamilton – vielfach Thriller und Science Fiction – übersetzt der 62-Jährige aus dem englischen Original. Eine Herausforderung, denn „man muss die Zielsprache beherrschen, um die Atmosphäre im Text zu fühlen.“ Mit dem hapert es ab und zu, „sodass ich aus einem mittelmäßigen englischen Buch ein gutes deutsches Buch machen muss“, sagt der Sprachkünstler augenzwinkernd. Leichter gehen ihm eigene Geschichten von der Hand. Während seines Studiums der Germanistik, Sprachwissenschaften und Philosophie in Hamburg lektorierte er zunächst schwülstige Liebesromane, begann dann selber im Genre zu schreiben. „Ich habe mich als Lohnschreiber gesehen, nicht als Schriftsteller, der gezwungen ist, der Welt einen literarischen Erguss zu liefern“, resümiert der Brillenträger nüchtern. „Es hat Spaß gemacht und das Geld war leicht verdient – das Taxifahren konnte ich getrost an den Nagel hängen.“ Unter diversen Synonymen veröffentlichte er Titel wie „Die schottische Rose“ oder „Nathalie und der J.R. von New York“. Mit den Jahren verlagerte sich sein Schwerpunkt auf Fantasy und Science Fiction. „Das Lied der Dämonen“, „Das Schwert der Drachen“ und „Die Saat der Götter“ heißen die Titel seiner Prophezeiungen-Trilogie. Im Januar 2017 erscheint sein neuestes Werk, an dem er zur Zeit arbeitet: „Blutiges Land“, ein Historien-Roman aus der Zeit des 30-jährigen Kriegs im 17. Jahrhundert - „mit viel Action auch um die schillernde Figur Wallensteins“ wie der Autor verspricht. Viel Recherche sei nötig, denn die geschichtlichen Daten der Rahmenhandlung müssen stimmen, die Figuren zweier Adliger und eines Müllersohnes sind dagegen Fiktion. „Bevor ich mit dem ersten Band beginne, habe ich bereits das Ende des dritten im Kopf“, sagt Wolfgang Thon. 20 Seiten schaffe er pro Tag. Schreibhemmungen oder Ideenlosigkeit kennt der Schnellredner nicht. Und falls doch, tanzt er einfach eine Runde argentinischen Tango. Seit elf Jahren ist er der Leidenschaft „verfallen“ und reist weltweit zu mehrtägigen Tanz-Events, sogenannten „Encuentros“ – gerade ist er aus dem norwegischen Lillehammer zurück. Auch wenn er als Übersetzer stark gefragt ist, plant Wolfgang Thon schon seine nächsten Werke. Die Merowinger haben es ihm angetan, ein Königsgeschlecht, das vom frühen 5. Jahrhundert bis 751 n. Chr. nicht nur Franken beherrschte. „Außerdem steht eine Science-Fiction-Serie an, in der die Erde nicht mehr bewohnbar ist und die Menschen auf Raumstationen ausweichen müssen, was zu Problemen führt“ - mehr verrät der Autor nicht. Im Kopf ist bereits fast alles fertig – nun muss er noch ein wenig mit den Wörtern spielen...