Norderstedt Wenn Erzieherin Christine Kruse mit ihren Schützlingen in den großen Außenbereich der Kita „Kleine Strolche“ gehen möchte, sagt sie nicht „Zieht ihr euch bitte Gummistiefel an?“, sondern „Was brauchen wir, um herummatschen zu können?“. Offene Fragen stellen und auf Antworten warten, auch wenn es mal länger dauert – das ist in der AWO-Einrichtung System. Sie wird als eine von fünf Kitas in Norderstedt vom Bundesfamilienministerium mit dem Programm „Sprach-Kitas: Weil Sprache der Schlüssel zur Welt ist“ gefördert. Bis Ende 2019 stehen bundesweit 400 Millionen Euro für sprachliche Bildung bereit. Voraussetzung ist ein überdurchschnittlich hoher Anteil von Kindern mit sprachlichem Förderbedarf. Bei den „Kleinen Strolchen“ haben von 130 Kindern etwa 40 einen Migrationshintergrund; sie kommen aus Russland, Japan, Armenien, der Türkei, Syrien und dem Irak. „Mit Sprache entdecken die Kinder die Welt, deshalb ist es wichtig, den Alltag sprachanregend zu gestalten“, sagt Helga Jürgens, Kita-Fachkraft Sprache. Dazu zählen entsprechende Angebote. Beim Rollenspiel, im Kaufmannsladen, im Bauraum oder im Atelier werden Kinder untereinander zum Sprechen angeregt. Im „Restaurant“ dürfen Essenswünsche mitgeteilt werden und selbst in der Krippengruppe erklären die Erzieherinnen den Kleinsten ihre Handgriffe etwa beim Wickeln. „Kinder brauchen eine gezielte Ansprache, dann saugen sie die Sprache wie ein Schwamm auf und werden zudem selbstbewusster“, weiß Helga Jürgens. Zudem hat sie einen positiven Nebeneffekt entdeckt: „Wir haben unter den Kollegen einen höheren Absprachebedarf und damit generell deutlich mehr Kommunikation im ganzen Haus.“
Diese Sprach-Kitas werden außerdem vom Bundesfamilienministerium gefördert: Kita Friedrichsgabe, Kita Wichtelhöhle, Ev. Kita Falkenberg und Ev.-luth. Kita an der Thomaskirche.