Vormittags drücken sie die Schulbank im DaZ (Deutsch als Zweitsprache)-Zentrum in der Horst-Embacher-Schule, lernen deutsche Vokabeln, üben Lesen und Schreiben in einer noch fremden Sprache. Doch ein Mal in der Woche werden 80 von 120 Schülern zu Künstlern, Tänzern und Artisten, angeleitet und trainiert von professionellen Kursleitern. So wirbelt Daniella aus Ghana als Rapperin über die Bühne, Sahel aus Afghanistan ist Teil einer menschlichen Pyramide und Aabed aus Syrien zeichnet Selbstporträts. Ermöglicht wird das durch die von der Musikschule Norderstedt konzipierte Kulturkarte, die vor einem Jahr erstmals ausgegeben wurde. Ziel ist, Kinder und Jugendliche mit Migrationshintergrund sowie junge Geflüchtete in das Norderstedter Kulturleben zu integrieren. Die Stadt investiert 10000 Euro in Projekte von Artistenschule und Hip Hop über Musical bis hin zu Kunstkursen. Der Rotary Club Norderstedt unterstützt zudem das Engagement, ebenso lässt die Kulturstiftung den Tombola-Erlös vom Opernball einfließen. Ljiljana Zerjev-Ahlert leitet die integrative Kreativ-Werkstatt. Sie stammt aus Kroatien und weiß, wie schwer ein Neuanfang ist. „Kunst bereitet den Weg, im Zeichnen und Malen lassen sich Erinnerungen bewahren, aber auch den eigenen Horizont erweitern. Ich habe erlebt, dass sich die Schüler nach und nach emotional öffnen – dann ging es in unseren Stunden laut, fröhlich und kreativ zu. Ich bin dankbar, dass ich jeden einzelnen der wunderbaren junge Menschen kennenlernen durfte.“ Auch Sozialdezernentin Anette Reinders zeigte sich bei einer Präsentation begeistert und beeindruckt von den Projektarbeiten und betonte den hohen Faktor, den Kunst und Kultur für eine gelungene Integration bilden. Umso mehr freute sich Sabine Rutten, Leiterin des DaZ-Zentrums, dass auch im zweiten Schulhalbjahr wieder Kurse angeboten werden. Daniella hat schon ihre Wahl getroffen: Hip Hop soll es sein.