Die rechte Hand geballt an der Hüfte lässt James seine linke Faust pfeilschnell nach vorne schnellen. „HAA“, ruft der Knirps laut und fixiert seinen Gegner, dem er nur zum Bauchnabel reicht. Wer da vor ihm in der Bewegungshalle des Tangstedter Kindergartens steht, ist dem Siebenjährigen ziemlich egal, dabei handelt es sich um keinen Geringen als Tangstedts Bürgermeister Norman Hübener. Wenig später stehen sich beide in ihren weißen Kampfanzügen gegenüber und verbeugen sich höflich. Klein und Groß eint eine Leidenschaft: Karate.
Während James erst seit kurzem dabei ist, trainiert Norman Hübener schon seit seinem 10. Lebensjahr, „mit längeren Unterbrechungen“, wie der 38-Jährige ergänzt. Immerhin trägt er bereits den violetten Gürtel, der zu den oberen Schulungsgraden zählt. „Karate schafft Selbstvertrauen, körperliche und mentale Stärke sowie Respekt“, erklärt Hübener und freut sich, dass seit November in Tangstedt angehende Karateka die Möglichkeit haben, die japanische Kampfkunst zu erlernen. Thomas Köster von der Sülfelder Karateschule Ken-Kyo und Mario Krauß, Leiter San-Dojo Duvenstedt, bieten Kindern und Erwachsenen vom Anfänger bis zum Fortgeschrittenen optimales Training an.
Fynns Vorbild ist dabei sein Cousin. Der lebt auf Mallorca und ist mit 13 Jahren spanischer Karatemeister in seiner Altersklasse. Das imponiert dem Siebenjährigen. „Zuhause fordert er mich ständig zu Übungen auf und konfrontiert mich mit rätselhaften Fachbegriffen“, berichtet Vater Mirko Flebbe lachend. Dagegen sitzen „Age-Uke“ (obere Abwehr), „Mawate“ (Wendung) und „Rei“ (Gruß) bei Anfängern durch gleichmäßige Wiederholung bereits nach wenigen Unterrichtseinheiten – ob Arm- oder Fuß-, Angriffs- oder Abwehrstellungen, spielerisch lernen sie auf diese Weise sogar ein wenig die japanische Sprache sowie Grundlagen der fernöstlichen Kultur.
Ohnehin ist Karate ein ganzheitliches Training für Körper und Geist, das Motorik, Koordination, Gleichgewicht und Reaktionsfähigkeit schult. Und genau damit hofft der zwölfjährige Florian künftig Streitsuchern etwas entgegen setzen zu können. „An meiner Schule gibt es oft Stress mit einigen Schülern, die gezielt Jüngere provozieren und herumschubsen – auch mich“, erzählt der Siebtklässler, „doch ich will nicht länger Opfer sein und lernen, mich wehren zu können – mit Technik und Köpfchen.“