Hamburgs Reiter wollen Tangstedts Zeche nicht zahlen

In Tangstedt verschärfen sich die Fronten in Sachen Pferdesteuer. Nachdem kürzlich Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Torsten Albig (SPD) in Neumünster vor 5000 Pferdefreunden betonte, dass es „bessere Wege gibt, um kommunale Finanzen in Ordnung zu bringen“, wehren sich nun auch einige Hamburger gegen eine Abgabe von 150 Euro pro Jahr. Stellvertretend für rund 40 Reiterinnen hat die Saselerin Christina Pampel Professor Dr. Christian Winterhoff, Hamburger Anwalt für Verfassungs- und Verwaltungsrecht, eingeschaltet. Der Jurist hat Hamburgs Bürgermeister Olaf Scholz, Tangstedts Bürgermeister Norman Hübener sowie Stormarns Landrat Dr. Henning Görtz aufgefordert, bis zum 3. März 2017 schriftlich alle Vereinbarungen und geplanten Projekte zwischen Hamburg, Landkreis und der Gemeinde Tangstedt offenzulegen – um sie gegebenenfalls zu kündigen. Juristisch wird zudem geprüft, ob für Tangstedts Bürger zukünftig beispielsweise höhere HVV-Preise oder Zusatzbeiträge für medizinische Versorgung in Hamburg erhoben werden könnten.

„Wir fühlen uns dreifach von einer Pferdesteuer diskriminiert – als Sportler, als Frauen und als Hamburger“, erklärt Christina Pampel. Wie die selbständige Logistik-Unternehmerin wohnen gut 60 Prozent aller Pferdebesitzer, die ihre Vierbeiner auf Gut Tangstedt untergestellt haben, in benachbarten Hamburg. „Auf den Ausschusssitzungen haben wir kein Rederecht und können nicht angehört werden, daher mussten wir diesen Weg beschreiten. Dass Tangstedts Haushaltsloch von uns Hamburgern gestopft werden soll, machen wir nicht mit!“

Den Nervenkrieg um eine mögliche Pferdesteuer halten einige Reiter nicht mehr aus. „Wir haben bereits zwölf Kündigungen von Pferdebesitzern erhalten“, berichtet Ilske Pieper vom Gut Tangstedt.

Trotz anhaltender Proteste vor den Sitzungen im Rathaus haben die örtlichen Politiker in der vergangenen Woche eine Kanzlei mit der juristischen Überprüfung der Verfassungsmäßigkeit einer Pferdesteuer beauftragt. Mit einem Ergebnis wird nicht vor den Landtagswahlen im Mai gerechnet. Unterdessen ist Steuerbefürworter Christoph Haesler als Vorsitzender der SPD-Fraktion sowie des Finanzausschusses zurückgetreten. „Das zeitaufwändige Ehrenamt ist für mich nicht mehr mit Beruf und Familie zu vereinbaren, zudem wurden die persönlichen Anfeindungen immer schärfer“, erklärte der 36-Jährige Familienvater.