
„Das Haus steht unter einem guten Stern. Es schon vieles überdauert und wird mit öffentlicher Unterstützung auch diese Krise überstehen“, wünschen sich Anuschka Thomas und Thorsten Fixemer. Seit vier Jahren kämpft das Künstlerpaar um sein Zuhause, aus dem es mit seinen Kindern 2013 auf Druck der Bauaufsichtsbehörde Stormarn nach 14 Jahren ausziehen musste. Für die Beamten ist das blau gestrichene Holzgebäude im Kringelweg unweit der Costa Kiesa ein Schwarzbau. Ohne Baugenehmigung muss es abgerissen werden – die aktuelle Frist läuft bis zum 30. September 2017. Doch in den Augen der Eigentümer verbirgt sich hinter der Fassade der abblätternden Bretterwand ein seltener Zeitzeuge. In der Nachkriegszeit 1946 gebaut, ist das 45 Quadratmeter große „Kerinnes-Haus“ – benannt nach einer ostpreußischen Flüchtlingsfamilie, die hier Obdach fand – eines von nur wenigen nahezu im Originalzustand erhaltenen Behelfsheimen in Deutschland. Deshalb haben Thomas und Fixemer Antrag auf Denkmalschutz gestellt – doch zurück kam eine Absage. „Das Haus hat Alleinstellungsmerkmale für den norddeutschen Raum und ist als Zeitzeuge von öffentlichem Interesse“, sagt Raymund Haesler, Gemeindearchivar in Tangstedt. Mit seinem Henstedt-Ulzburger Kollegen Volkmar Zelck hält er bundesweit Kontakt zu Experten und wird im Auftrag der Eigentümer ein Gutachten in Auftrag geben. Auch von Seiten des Tangstedter Bürgermeisters gibt es Unterstützung. „Nachdem sich die Untere Denkmalschutzbehörde Segeberg positiv geäußert hat, habe ich das Amt in Bad Oldesloe gebeten, die Entscheidung nochmals zu überdenken“, bestätigt Norman Hübener. Im Anschluss möchte er Gemeindevertretung und -verwaltung bitten, einen bisher nicht existenten Bebauungsplan aufzustellen. „Wir erarbeiten derzeit ein Nutzungskonzept. Wichtig ist, endlich wieder Leben ins Haus zu bringen“, sagt Anuschka Thomas. Mit einer Initiative rund 20 engagierter Bürger wurden bereits Ideen entwickelt. So findet am 2. April von 13 bis 17 Uhr ein Tag der offenen Tür mit Livemusik für große und Ostereierbemalen für kleine Gäste statt. Geplant sind informative Spaziergänge mit Imbiss im Haus, Blumenpflanztage, Workshops, Lesungen, Märchennachmittage und Comedy-Events. „Wir möchten den Selbstversorgergarten mit Hilfe von KiTa-Kindern reaktivieren und ein großes Sommerfest mit Livemusik, Theater und Kulinarik feiern“, so Thomas.