Rahlstedt An der Wand tobt fröhlich lachend Mogli mit seinem Freund Balu, dem Bären aus dem Dschungelbuch. Gegen die Glastür prallt ein Ball und ein Junge sammelt ihn grinsend wieder ein. Auf den ersten Blick herrscht bunte Kindergartenatmosphäre – wenn der Junge nicht einen großen Verband am Kopf tragen würde. Willkommen im Katholischen Kinderkrankenhaus Wilhelmstift in Rahlstedt! „Jede Ecke in und um unser Haus ist auf Kinder und Jugendliche ausgerichtet. Da darf schon mal auf den Gängen Fußball gespielt werden“, bestätigt augenzwinkernd Dr. Sönke Siefert, Chefarzt Medizinmanagement und Sprecher des Wilhelmstifts.
Rund 700 Mitarbeiter kümmern sich jedes Jahr stationär um etwa 11000 und ambulant um 47000 kleine Patienten; 80 Prozent unter sechs Jahren. Das Wilhelmstift zählt zu den größten Kinderkrankenhäusern Deutschlands. „Einige der 21 Fachbereiche haben Leuchtturmcharakter“, betont Dr. Siefert, „etwa unsere Hand- und Gesichtschirurgie sowie die Dermatologie, zu der die Behandlung etwa von atopischem Ekzem zählt, oder die Brandverletztenabteilung.“ In der Notfallambulanz für die umliegenden Stadtteile werden natürlich auch Spielunfälle und Blinddarmreizungen versorgt. Stets kommen die Kleinen an erster Stelle.
„Wir sind zwar ein großes Haus, doch kurze Kommunikationswege, interdisziplinäre Arbeitsgruppen und abgestimmte Behandlungsabläufe ermöglichen eine optimale medizinische Betreuung“, erklärt Geschäftsführer Henning David-Studt, „zudem herrscht familiäre Stimmung. Jeder kennt und grüßt jeden – wir leben eine Kultur des Miteinanders.“ „Alle Mitarbeiter verfügen über ein hohes Maß an Einfühlungsvermögen“, ergänzt Pflegedirektor Markus Balters. Dazu gehört, dass Eltern für die Behandlungsdauer untergebracht werden können – im Patientenzimmer bis zum kostengünstigen Familienappartement auf dem Gelände.
Das christliche Menschenbild prägt die 1925 gegründete katholische Einrichtung, doch unabhängig von Konfession, Kultur oder Biografie wird jedem Patienten Hilfe und Pflege zuteil – darunter verstärkt auch Flüchtlingskindern mit äußeren und inneren Kriegsverletzungen. Letztere werden in der Kinder- und Jugendpsychiatrie behandelt. Holz- und Metallwerkstätten, Kunst- und Musikangebote tragen zur Traumatherapie ebenso bei wie zur Resozialisierung auffälliger Jugendlicher, die ab und zu Schlagzeilen machen – wie der 15-Jährige, der vergangenen Herbst entkam und kurzzeitig mit Messer und Amokfantasien unterwegs war. „Ein Einzelfall“, sagt Dr. Joachim Walter, Chefarzt der Kinder- und Jugendpsychiatrie. „Wir setzen weiter auf gute Kooperationen mit Jugendamt, Sportvereinen und Polizei. Der anstehende Neubau wird daher nicht als Hochsicherheitstrakt, sondern mit einem effektiven Schleusensystem angelegt.“
Soziales Engagement unterstreicht die Arbeit des Wilhelmstifts. Seit 2004 bietet das Krankenhaus mit der Stiftung SeeYou familienorientierte Nachsorge. „Wir machen Eltern zu Profis für die Erkrankung ihres Kindes, damit das Leben zwischen Alltag und Therapie gelingt“, erklärt Dr. Siefert, Geschäftsführer von SeeYou. Chronisch kranke, frühgeborene oder behinderte Kinder werden bis zu zwölf Wochen nach dem Klinikaufenthalt von Ärzten, Pflegern, Sozialpädagogen und Psychologen unterstützt und in ein wohnortnahes Gesundheits- und Sozialnetz eingebunden. Im umgestalteten und erweiterten Patrizia KinderHaus profitierten bislang etwa 3000 Kinder darunter mit Epilepsie, Asthma und Diabetes von Schulungen und wurden für den Umgang mit ihrer Krankheit gestärkt. Zudem macht die Stiftung mit dem Programm „Babylotse“ deutschlandweit Schule. In nahezu allen Geburtskliniken in und um Hamburg etabliert, helfen Experten überforderten Eltern mit Rat und Tat. „Ein wichtiger Baustein der Prävention für eine gute Kindesentwicklung“, verdeutlicht Dr. Siefert.
Gesund und schlau werden kleine Leute zwischen fünf und zwölf Jahren in der Teddysprechstunde und zweimal jährlich in der Kinderakademie mit Vorlesungen und Workshops etwa zu Medikamentenherstellung und Gebärdensprache oder Erste Hilfe. Informationen und Anmeldung unter www.kkh-wilhelmstift.de.