Von wegen Männerberuf

Ohne zu zögern nimmt Merle die Zange in die Hand. „Hier?“, fragt sie Elektro-Installateur Stephan Schulz und hat im nächsten Moment fachgerecht ein fünfadriges Feuchtraumkabel abisoliert. Einen Vormittag begleitet die Elfjährigen den Elektro-Installateur von elektro-alster-nord (ean) im Kundendienst im Rahmen des bundesweiten „Girls’ Days“. Schülerinnen ab 5. Klasse erhalten Zugang zu Ausbildungsberufen und Studiengängen in IT, Handwerk, Naturwissenschaften und Technik, in denen Frauen eher selten vertreten sind. „Wir möchten Mädchen Einblicke in den Betrieb und die technischen Berufe geben, um zu zeigen, dass auch eine Ausbildung im Handwerk für Mädchen spannend und vielseitig ist und gute Chancen auf dem Arbeitsmarkt bietet“, sagt ean-Geschäftsführer Henning Schurbohm. Merle kommt aus Hamburg und besucht das Gymnasium Eppendorf. „Ich war neugierig, wie die Verkabelung im Haus funktioniert und was sich in einem Sicherungskasten befindet“, sagt die Sechstklässlerin. In den Räumen eines großen Norderstedter Autohaus lernt sie nun die wichtige Funktion des FI-Schalters kennen und schließt unter Aufsicht des Fachmanns eine Steckdose für den neuen Sicherungskasten im Verkaufsbüro an. Stephan Schulz ist begeistert vom technischen Selbstverständnis und dem Interesse seines Schützlings. „Dagegen gab es ältere Schülerpraktikanten, die nur die Zeit einer lästigen Pflichtnummer totschlagen wollten.“ In der ean-Werkstatt darf die Elfjährige anschließend das Innere eines Fernsehers inspizieren und sich im technischen Zeichnen von Netzwerkplänen versuchen. „Der Tag hat viel Spaß gemacht und ich habe eine Menge gelernt“, resümiert die Schülerin, die jedoch lieber etwas mit Pferden machen möchte, statt im Elektro-Handwerk anzufangen. Die 16-jährige Aleyna war dagegen so begeistert vom Praktikum, dass sie seit einem Jahr eine Ausbildung zur „Elektronikerin für Energie- und Gebäudetechnik“ macht – als erste ean-„Azubine“ in dem (noch) typischen Männerberuf und 17 Lehrlingskollegen.