Die Freude steht Anuschka Thomas und Thorsten Fixemer ins Gesicht geschrieben. Sieben Jahre haben sie für den Erhalt ihres kleinen Häuschens gekämpft und diverse Abrissandrohungen ertragen. Nun ist es amtlich: Das Haus Nr. 99 im Kringelweg in Tangstedt steht unter Denkmalschutz. „Das Objekt samt Selbstversorgergarten und Baumbestand wurde als historisch bedeutsames und nahezu im Originalzustand erhaltenes Behelfsheim von 1946 erkannt und ist somit denkmalgeschützt“, bestätigt Bastian Müller vom Fachreferat Inventarisation beim Landesamt für Denkmalpflege Schleswig-Holstein. „Uns ist ein riesiger Stein vom Herzen gefallen“, sagt Thorsten Fixemer. 15 Jahre hatte der Gründer des Hamburger „Mobile Blues Club“ mit Partnerin und Kindern auf rund 45 Quadratmetern gelebt, mit Strom- aber ohne Wasseranschluss. Bis das Bauamt Bad Oldesloe durch Zufall feststellte, dass das Flüchtlingshaus in den Nachkriegswirren ohne Baugenehmigung erstellt wurde – und was nicht sein darf, muss weg. Bis zum 30. September läuft die wiederholt verlängerte Frist – „die ist nun hinfällig“, freut sich Anuschka Thomas. Mehr als einmal wollte das Künstlerpaar aufgeben, aus Briefen und Akten ein großes Lagerfeuer machen, „doch unsere Unterstützer haben uns immer wieder bestärkt weiterzumachen.“ Allen voran die Gemeindearchivare Raymund Haesler aus Tangstedt und Volkmar Zelck aus Henstedt-Ulzburg sowie Bürgermeister Norman Hübener. Sie schickten Briefe an Behörden, stellten Kontakte zu Historikern her – und sorgten für erneute Überprüfung und Umdenken in den Ämtern. „Durch die intensive Gemeinschaftsarbeit ist das Haus zum Denkmal für alle geworden“, resümiert Thorsten Fixemer. Geplant ist, einen Verein zu gründen und das Gebäude mit Lesungen, Theater- und Musikveranstaltungen und Kunsthandwerkermarkt zum Kulturtreff zu machen. Eine Ausstellung mit Dokumenten und historischem Mobiliar soll über die Flüchtlings- und Nachkriegszeit informieren – möglicherweise als Außenstelle des Stadtmuseums Norderstedt. Doch zunächst wird der verkrautete Garten hergerichtet und ein Kiesweg mit Info-Schildern angelegt, damit am 17. September das „Sommertheater am Kringel“ stattfinden kann – als erstes Zeichen eines lebendigen Denkmals.