„Stellen Sie sich vor, Sie kommen in eine Werkstatt, die der Künstler gerade verlassen hat, aber alle Materialen und Werkzeuge sind noch da – und Sie dürfen alles verwenden.“ Damit hatten die zehn Teilnehmer des Kurses im Rahmen des Norderstedter Kunstsommers nicht gerechnet. Für erfahrene Hobbykünstler eine paradiesische Aufgabe, für Anfänger eine riesige Herausforderung.
Käthe Roch suchte mit routinierter Vorfreude aus dem zur Verfügung gestellten Sammelsurium Holzreste und Zinkblech-Abschnitte zusammen und breitete sie auf dem Boden des großen Ausstellungsraumes im Stadtmuseum aus. Wie ein Puzzle schob die 69-jährige pensionierte Kunsterzieherin aus Mölln die Stücke hin und her, drapierte sie auf- und aneinander, schraubte und nagelte. Zunächst geweißt erhielt das Kunstwerk abschließend mehrere Farbschichten – „in meiner Lieblingsfarbe Türkis.“
Kursleiter Anders Petersen zeigte sich beeindruckt von der Schaffenskraft der engagierten Teilnehmer. Als Kursleiter hatte er sie aufgefordert, sich von „Fundstücken“ inspirieren zu lassen und Formen aufzubrechen, um eine Kombination aus Skulptur, Malerei und Grafik zu schaffen. „Absolut gelungen“, das Fazit des renommierten Grafikers und Objektkünstlers, dessen Werke weltweit in Ausstellungen zu sehen sind – von den Grafischen Sammlungen der Kunsthalle Kiel über das Museum Stargard Polen bis zum The Chelsea Art Museum New York.
Vier einwöchige Kurse mit bekannten und namhaften Dozenten werden im Rahmen des Norderstedter Kunstsommers angeboten, der zum sechsten Mal vom Kunstkreis, dem Malimu Kulturverein und dem städtischen Kulturbüro veranstaltet wird.
Auch Karin Geiger ergatterte einen der stark gefragten Plätze. „Eine tolle Möglichkeit, etwas Neues auszuprobieren“, sagt die Grafikerin. Auch ihre entstandenen Objekte sind eindrucksvoll. „Ich wollte die Struktur der einzelnen Werkstücke möglichst erhalten und habe mich für Birkenrinde, eine bemalte Holzwand der alten Märklin-Eisenbahnanlage des Kursleiters und gesägte Bleche entschieden.“ Entsprechend heißt das Kunstwerk: Ein Baum – ein Zug“. „Das Bearbeiten war anstrengend, lehrreich und hat viel Spaß gemacht, und vor allem: Das Ergebnis gefällt mir. Es wird einen schönen Platz zuhause bekommen“, sagt die Tangstedterin.
Alle kreativen Arbeiten aus den Kursen werden vom 23. August bis 3. September im Stadtmuseum präsentiert.