Es sollte ein formeller Abschied für den langjährigen Oberbürgermeister Hans-Joachim Grote werden, der praktisch über Nacht zum neuen Innenminister Schleswig-Holsteins wurde. Doch statt feierlicher Rede lockerte Überraschungsgast Peter Harry Carstensen die Stimmung im Kulturwerk mit allerlei „Döntjes“ auf – schließlich verbindet den ehemaligen Ministerpräsidenten mit Grote eine lange Freundschaft. Gebührend lobte er die Verdienste des gebürtigen Paderborners, der nur auf Anraten des Vaters Verwaltungsinspektor wurde und lieber Maschinenbau studiert hätte.
Landesgartenschau, Stadtpark und Kulturwerk, Fredrickspark, TriBühne, Nordport und Nordgate seien untrennbar mit Grotes Namen verbunden und gründeten auf Visionen und entsprechende Umsetzungsfähigkeit. Für Norderstedt sei Grote ein Glücksfall gewesen. Angesichts der vielen Komplimente rief Carstensen augenzwinkernd seinem Duz-Freund zu: „Du glaubt gar nicht, wie viel Lob ein Mensch ertragen kann, bevor die Seele Schaden nimmt“ und mutmaßte: „Du wolltest dich doch bloß um die Pensionierung in deiner Stadt drücken. In Kiel darfst du gerne länger bleiben, denn dort warten große Aufgaben auf dich – und groß genug bist du.“
Trotz kurzfristiger Terminverabschiedung waren am Freitagvormittag 300 Gäste aus Verwaltung, Politik, Wirtschaft und Gesellschaft ins Kulturwerk gekommen, um Hans-Joachim Grote nach 19 Jahren im Bürgermeisteramt zu verabschieden. Neben Stadtpräsidentin Katrin Oehme würdigten ihn politische Weggefährten wie der ehemalige CDU-Fraktionschef Rainer Schlichtkrull sowie Jürgen Lange, langjähriger SPD-Fraktionsvorsitzender und häufiger Gegenspieler Grotes. Beide hoben dessen kommunikative Fähigkeiten hervor, mit politisch wechselnden Mehrheiten umzugehen. „Er wollte gestalten – nicht verwalten. Und dafür leistete er erfolgreich Überzeugungsarbeit – trotz manchmal strammer Behauptungen... Doch so einer ist ein Guter. Mehr Lob gibt’s nicht in Norddeutschland“, sagte Lange.
Ehe es zu Büffet und persönlichem Händeschütteln im Foyer ging, resümierte Hans-Joachim Grote seinen Werdegang von der Schülerfahrkartenausgabe in Paderborn bis zur Arbeit im Norderstedter Rathaus, dankte prägenden Menschen wie Herbert und Charlotte Paschen, Unternehmer Holger Schurbohm und der ehemaligen Hauptamtsleiterin Siegried Becker sowie dem exzellenten Team im Rathaus. „Je besser die Verwaltung ist, desto besser kann ein Bürgermeister sein.“
Am 5. November wird sein Nachfolger gewählt. Ihm oder ihr riet Grote, nicht in seine Fußstapfen zu treten: „Gehen Sie eigene Wege.