Große Klappe - viel dahinter

Mit der Handpuppe Werner Momsen hat Detlef Wutschik eine Figur entwickelt, die den Norddeutschen aus der Seele spricht – sogar „op Platt“

 

 

Werner Momsen ihm seine Art ist unnachahmlich, ja einzigartig in Norddeutschland – ach was, in der gesamten Nation. Er bringt auf den Punkt, was die Nordlichter bewegt, schaut ihnen auf die Finger, in die Seele und ihre Kochtöpfe. Und dann gibt er seinen Senf dazu – immer höflich, aber bestimmt.

 

Das weiß keiner besser als Detlef Wutschik, der täglich mit selbigem Herrn zusammen ist – ob er will oder nicht. „Er ist mein Vorgesetzter“, sagt der 50-Jährige augenzwinkernd. Im wahrsten Sinne des Wortes, denn der Künstler bringt die mannsgroße Handpuppe mit Konfektionsgröße 50 zum Leben.

 

Funk, Fernsehen, Facebook

 

Als Außenreporter von „DAS!“, der NDR-Fernsehsendung mit dem roten Sofa, hat sich der Klappmaulkomiker aus Polypropylen einen Namen gemacht und ist häufiger Gast bei norddeutschen Veranstaltungen. Sogar den Hansemarathon ist er schon drei Mal gelaufen und trainiert auf seinem Facebook-Account – äußerst talentiert – im Ballettröckchen für „Let’s dance“. Radiohörer beglückt er regelmäßig auf NDR 90,3 mit der plattdeutschen Morgenplauderei „Hör mal’n beten to“.

Denn Momsen spricht zwei Sprachen fließend: Norddeutsch und Niederdeutsch. „Plattdeutsch ist ein Kulturgut, das es zu erhalten gilt. Für mich ist es ein Stück Heimat und Romantik“, erklärt Puppenspieler Detlef Wutschik.

 

Zeit fürs Theater muss sein

 

Geprägt von seinen Großeltern und dem Malereibetrieb seines Vaters in Achim wuchs er mit „Bremer Platt“ auf. Theater faszinierte ihn schon früh. „An der Schule habe ich Marionettentheater gespielt, stand mit der ‚Speeldeel’ auf der Bühne und wollte Figurentheater in Stuttgart studieren“, erinnert er sich. Das klappte leider nicht, stattdessen wurde er Berufschullehrer – in Teilzeit, damit genügend Zeit für Comedy und Theater blieb. „Montag und Dienstag war ich in der Schule, den Rest der Woche habe ich Texte geschrieben und Auftritte als Solist oder mit Kollegen an Spielorten in ganz Deutschland vorbereitet.“

Vor rund 20 Jahren trat die Figur Werner Momsen ins Scheinwerferlicht. Aus dem rüstigen Rentner, der sich in Bühnenprogrammen, Funk und Fernsehen über die Widrigkeiten des Alltags aufregt, ist mit den Jahren ein eloquenter älterer Herr geworden, den auch aktuelle politische Themen wie etwa die Flüchtlingsproblematik interessieren und dazu seine Meinung sagt. „Es stehen immer noch die Alltagsgeschichten im Vordergrund, aber die Metaebene und meine Haltung zur Gesellschaft sind zunehmend wichtiger im Programm – werden aber immer mit Leichtigkeit beleuchtet“, sagt Detlef Wutschik.

 

Momsen trifft Spiekermann

 

Mal auf Hochdeutsch, mal „op Platt“ – und so darf er auf keinen Fall bei den 2. Plattdeutschen Kulturtagen „Snack mol wedder Platt!“ vom 28. September bis 15. Oktober in Hamburg fehlen. Neben Konzerten, Lesungen, Vorträgen, Theaterstücken, Filmen und Führungen freuen sich die Besucher auf einen Schlagabtausch der besonderen Art: Herr Momsen und Plattdütsch-Ikone Gerd Spiekermann stehen am 7. Oktober zusammen auf der Bühne der Walddörfer Wohnungsbaugenossenschaft im Volksdorfer Damm in Bergstedt und tauschen sich unterhaltsam über die Absurditäten des Lebens aus – beste Unterhaltung garantiert. Der Kartenvorverkauf startet am 1. September im Walddörfer Sportforum, Halenreie 32-34 in Volksdorf.