Wörter sind Jana Meiers Leidenschaft. Aus nur einem Stichwort macht sie spontan kurze, vier- bis fünfzeilige Gedichte. Mit ihrem „Poesiemobil“ ist die 22-Jährige nahezu täglich radelnd im Stadtpark, auf der Rathausallee oder der Ulzburger Straße unterwegs und lädt Passanten zum gemeinsamen Dichten und Schreiben ein. Keine leichte Aufgabe, denn „die Hemmschwelle ist hoch und viele Menschen hasten rastlos vorbei“, so die Poetin. Doch wer sich Zeit nimmt, erlebt einen besonderen Moment, entdeckt eigene Kreativität und wird mit einem persönlichen Gedicht belohnt. Diese Aktion ist eine von vielen Projekten, die im Rahmen der „Kunstapotheke“ stattfinden. Seit Mai absolvieren etwa 40 Studenten der Medical School Hamburg ein Praxissemester in und um die Räume der ehemaligen Apotheke im Nachbarschaftszentrum der „Ulze“. In den vergangenen Monaten konnten Besucher den Studierenden nicht nur während der Vorlesungen über die Schulter schauen, sondern in diversen Workshops aktiv werden. Die Ergebnisse der ungewöhnlichen „Hochschule auf Zeit“ werden zum Abschluss des Semesters am 17. September beim „Autofreien Straßenfest“ entlang der Ulzburger Landstraße präsentiert – darunter das „TransSonar“, mit dem Geräusche neu erlebt werden, Skulpturen aus Stühlen, die Ausstellung „Straßennatur – Naturstraße“ und eine Farb-Klang-Performance. Auch das „Archiv der alltäglichen Dinge“ ist zu sehen, das noch bis zum 16. September von Anwohnern und Passanten leihweise bestückt werden kann – im gläsernen Kunst-Container wurden zum Beispiel bereits ein Buch, eine Zahnbürste und eine Taschenlampe abgegeben. Auch Jana Meier wird beim Straßenfest dabei sein: Mit „Poesie auf Wunsch“ gibt es innerhalb weniger Minuten „Gedichte to go“ aus dem Glascontainer – „das wird eine Herausforderung für mich“, sagt die Kunststudentin lachend.