
Moderator Carsten Kock brachte es auf den Punkt, als er versehentlich Oberbürgermeisterkandidat David Hirsch mit „Herr Roeder“ ansprach: „Tut euch doch einfach zusammen, dann wird es gut.“ In der vollbesetzten TriBühne konnten sich Besucher abermals von den Qualitäten der beiden Oberbürgermeister-Kandidaten ein Bild machen, die am 26. November in die Stichwahl gehen. Die beiden wirkten fast wie ein eingespieltes Team. Zu ähnlich die Ansichten, die Visionen, die Expertise – und die Zweifel am norddeutschen Humor des bekannten Radiomoderators. Der ließ beide Kandidaten zu deren sichtbarer Verzweiflung „Dalli-Dalli“ spielen – dessen Sinn sich weder für die Protagonisten noch fürs Publikum ergab.
Dann ging’s zurück zu den Fakten: bezahlbaren Wohnraum schaffen, auch über die Gemeindegrenzen hinaus, mitwachsende Infrastruktur, Modernisierung der Schulen, freie Fahrt auf allen Wegen, Ausbau der E-Mobilität und den grünen Charakter der Stadt bewahren – darin sind sich beide OB-Anwärter einig. Elke Christina Roeder hat ein Schlagwort dafür: „Flair“ schaffen. Selbstbewusst verkündet die neue Rathauschefin in spe das Stadtfest zu revitalisieren, kostenlosen ÖPNV und autonom fahrende Minibusse anzubieten sowie Bürgersprechstunden und eine Stabsstelle Ehrenamt einzurichten. Auch stände der Stadt die Dependance einer Fachhochschule gut zu Gesicht – etwa für die Ausbildung von Erziehern.
Fast wirkte es, als sei David Hirsch eingeschüchtert von so viel Frauenpower – wie ein kleiner Junge saß er brav auf seinem Barhocker. Erst später im Laufe des Abends demonstrierte auch er stehend Größe, sprach von einem neuen Studentenwohnheim und dem Ausbau einer experimentellen Kunstszene. Großen Applaus gab es für die Ankündigung, als Oberbürgermeister den Sitz in der Fluglärmkommission selber wahrzunehmen und sich als erste Amtshandlung die Sinnhaftigkeit aller 30er-Zonen und Blitzer erklären zu lassen.
Fazit eines Besuchers: „Beiden Kandidaten traue ich die Führung der Stadtverwaltung zu – sie haben beide die nötige Erfahrung. Norderstedt wird es mit jedem von beiden gut gehen. Die Wahl wird wohl eine reine Sympathiefrage.“