Ein Faible fürs Geometrische

Künstler Frank Boje Schulz passt in kein Genre – und will das auch gar nicht. In seinem Tangstedter Atelier entwirft er Grafiken, Collagen und Skulpturen der besonderen Art.

 

„Grafische Strukturen und Formen sind mein Ding“, sagt Frank Boje Schulz. Quadrate, Rechtecke, Linien und Flächen faszinieren den freischaffenden Künstler – nicht nur in seinen Arbeiten. Der Tangstedter mag es auch privat gerne akkurat. Das großzügige Haus in Waldrandnähe ist ein Ständerbau – mächtige Balken durchziehen die Räume. Klare Linien, offene Gestaltung – wie der Künstler selber. „Die Natur zu malen ist immer nur ein Abklatsch ihrer selbst. Das Original bleibt unerreichbar in jeder Darstellung – denn die ist und bleibt immer eine Kopie. Ich möchte jedoch nicht kopieren, sondern gestalten.“ Und das tut Frank Boje Schulz mit beeindruckenden Bildern, Collagen und Skulpturen, die auf Ausstellungen in Frankreich und Los Angeles, aber auch auf der AlsterArt in Poppenbüttel den Betrachter verblüffen und Neues entdecken lassen. Aktuelle Werke sind Anfang 2018 im Hotel Courtyard Hamburg Airport zu sehen.

 

In Hamburg-Rahlstedt aufgewachsen zeichnete und malte Schulz bereits als Kind, seine Eltern unterstützten das Talent und schenkten ihm einen Ölmalkasten – „den ich lange nicht benutzte, um die Farben zu schonen.“ Nach dem Unterricht ließ der engagierte Kunstlehrer seinen begabten Schüler die Werkstatt und das schuleigene Fotolabor nutzen. „Mein gesamtes Taschengeld ging für Malmaterial drauf und ich hätte gerne Kunst studiert, mein Traumberuf war Bühnenbildner.“ Doch der junge Mann lernte etwas Bodenständiges – Einzelhandelskaufmann im Bekleidungswesen – machte sich im Modezentrum Schnelsen selbständig und entwarf erfolgreich Herrenmodekollektionen. Das Kreative hatte sich doch durchgesetzt.

 

Die knappe Freizeit investierte Frank Boje Schulz in Kunstseminare und Sommerakademien; er wurde Mitglied im Kunstkreis Norderstedt, im Kunstverein malimu, ist Mitglied der Künstlergruppen K7 und EGOART. Zusammentreffen mit lokalen Künstlern wie Heinz Höppner und Karsten Hein prägten die künstlerische Entwicklung. Inspirationen erhält der Autodidakt bevorzugt von Bauhaus-Künstlern und den abstrakten Malern Paul Klee, Piet Mondrian und Surrealist Joan Miró. „Wie sie experimentiere ich gerne mit Farben und Formen, aber in eine künstlerische Schublade passe ich nicht“, sagt der 54-Jährige. Auch ungewöhnliche Materialen kommen zum Einsatz: Rost, Asche und Zement; Brot wird in Kunstharz gegossen, arrangiert mit Keksen und Losen entsteht die Collage „Brotlose Kunst“. Bunte Haushaltsschwämme aus dem Baumarkt gestaltet der Künstler zu einer Skulptur. Hunderte bunte Schnipsel aus Zeitschriften warten in Kartons auf Verwendung in neuen Grafiken. Nur fertige Werke erhalten einen Titel – in einer Ecke des Ateliers stehen die „Namenlosen“. „Mit denen bin ich noch nicht zufrieden“, sagt der Bildkomponist, „manches landet im Kamin – ich bin sehr selbstkritisch und rigoros.“

 

Seit zwei Jahren ist Schulz Dozent an der örtlichen Volkshochschule. „Es macht Spaß andere zu inspirieren und erstaunliche Werke entstehen zu sehen. Kunst ist eine Kombination aus Technik und Können – also kann es jeder.“