Warm eingemummelt und mit geröteten Wangen backt Luzie hingebungsvoll Sandkuchen. Ihr Zwillingsbruder Ludwig saust derweil mit einem Dreirad den kleinen Hügel auf dem Spielplatz im Erdkampsweg 107 hinunter. Die fast Zweijährigen besuchen keine Krippe. Ihre Eltern sind Freiberufler, möchten viel Zeit mit den Kleinen verbringen und brauchen nur stundenweise eine Betreuungsmöglichkeit – am besten draußen, mit viel Platz zum Austoben und Ausprobieren.
Das passende Konzept bietet die „Aktion Kinderparadies e.V.“ An 15 Standorten in Hamburg betreuen Ehrenamtliche Kinder zwischen einem und sechs Jahren ohne Elternbegleitung. Helga Schröder entdeckte das Angebot mit ihrem damals zweijährigen Sohn – und stieg vor 21 Jahren als „Parktante“ im Erdkampsweg ein.
Doch ihr Engagement endet am 21. Dezember und somit womöglich auch das erfolgreiche Konzept im Stadtteil, denn die gelernte Erzieherin zieht nach Altona – und eine Nachfolgerin ist nicht in Sicht.
„Für Kinder und Eltern wäre es ein großer Verlust, wenn es im kommenden Frühjahr nicht weiterginge“, sagt Petra Roedenbeck-Wachsmann. Ihre Enkel Luzie und Ludwig sind gerne auf dem betreuten Spielplatz – montags, dienstags oder donnerstags zwischen neun und zwölf Uhr. Wann, wie oft und wie lange die Kleinen kommen, entscheiden die Eltern individuell und ohne Anmeldung. Sie zahlen pro Stunde und Kind 1,50 Euro an Helga Schröder. Unter ihrer Aufsicht wird bei Wind und Wetter auf dem weitläufigen Gelände gespielt, experimentiert, gematscht und Laufrad gefahren. Für Dauerregen und Kälte gibt es eine beheizbare Hütte.
Früher kümmerte sich die 55-Jährige um bis zu 30 Kinder pro Tag; heute sind es unter zehn. Die Nachfrage sinkt; dazu tragen kostenlose Krippenplätze sowie Eltern bei, die ihren Nachwuchs immer früher fördern wollen und hohe Erwartungen haben. „Bei uns wird mit Kreide auf Steinen gemalt und Sand-Eis verkauft. Trophäen können die Kleinen nicht mit nach Hause bringen, dafür lernen sie mit allen Sinnen und gewinnen Selbstvertrauen.“
Kommenden Sonnabend, am 9. Dezember, veranstaltet der Verein von neun bis zwölf Uhr einen Tag der offenen Tür auf dem Spielplatz im Erdkampsweg 107. Bei Punsch und Keksen gibt es Gelegenheit, das Angebot kennenzulernen. „Vielleicht findet sich jemand, der ab Februar weitermacht, etwa junge Mütter mit eigenen Kindern oder Tagesmütter“, wünscht sich Petra Roedenbeck-Wachsmann. Informationen gibt es beim Verein unter Tel. 040/511 79 15 sowie im nahegelegenen Café Kirchenbank.