Die Forscherinnen von morgen

Fuhlsbüttel Wichtigstes Utensil des Abends: Klebeband, vorzugsweise in Neon-Gelb, Quietsch-Grün oder poppigem Pink. Rollenweise wurde es von 230 engagierten Mädchen von 18 Schulen verbraucht, um gemeinsam eine XXL-Kettenreaktion aus 18 Stationen zu bauen, mit der zum Schluss eine Konfettikanone abgefeuert werden sollte. Dabei kamen die skurrilsten Gegenstände zum Einsatz: Staubsauger, Blaulichter, Spielzeugautos, Legosteine und jede Menge Röhren und Schienen. Zwei Stunden hatten die Teams Zeit zum Tüfteln und Experimentieren, bevor der Startschuss fiel – gleichzeitig Beginn der fünften Auflage des Orientierungsprojektes mint:pink. MINT steht für Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik – Schulfächer und Berufszweige, die deutlich jungen- und männerdominiert sind. Rebekka besucht die neunte Klasse des Gymnasium Oberalster in Sasel. „Ich finde Experimente spannend und interessiere mich für Physik. Damit kann man allerdings schnell als Nerd gelten“, sagt die 14-Jährige. Wie sie haben Mädchen mit Vorurteilen zu kämpfen, kein Interesse und kein Talent in den Bereichen zu haben. „Falsch“, sagt mint:pink-Initiatorin Sabine Fernau, „was ihnen fehlt, ist Mut und Unterstützung.“ Deshalb möchte das ehrgeizige Projekt Mädchen bestärken, entsprechende Profil-Fächer in der Oberstufe zu wählen und ihren Weg etwa als Ingenieurin oder Forscherin zu gehen. Seit 2014 gibt es Praxistage und Exkursionen in Hochschulen, Labore und Unternehmen, um Mädchen Zugang zum MINT-Bereich zu schaffen, sie zu motivieren sich auszuprobieren – ganz ohne „störende, lästernde“ Jungs. Bisher haben 650 Mädchen das Programm absolviert. Knapp 70 Prozent entschieden sich für ein MINT-Profil in der Oberstufe. Dessen weiblicher Anteil hat sich sogar auf 25 Prozent erhöht. Rosa vom Heilwig-Gymnasium Alsterdorf hatte Spaß beim Aufbau der XXL-Kettenreaktion auf dem Philips Campus. „Das ist deutlich spannender als Formeln zu lernen“, meinte die 15-Jährige. In den kommenden Wochen werden sie und alle anderen jungen Teilnehmerinnen in kleinen Gruppen in die Welt der Studien-, Arbeits- und Karrieremöglichkeiten in über 50 MINT-Unternehmen und Unis eintauchen. Denn mit Frauenpower lässt sich vieles erreichen – was die Papierschnipsel spuckende Konfettikanone unter großem Jubel eindrucksvoll bewies.