Wer im Kreis Segeberg osteopathisch arbeiten will, braucht bald eine teure, zeitaufwendige Ausbildung bei der Heilpraktikerschule
Norderstedt Annika Bullmann ist Physiotherapeutin in einer großen Norderstedter Praxis. Seit Herbst 2016 macht die 24-Jährige berufsbegleitend eine zusätzliche Ausbildung zur Osteopathin an einer Hamburger Privatschule – nach Dienstschluss und an Wochenenden. Kostenpunkt 15000 Euro, die die junge Frau aus der eigenen Kasse zahlt. Erst nach fünf langen Jahren wird sie mit der ganzheitlichen Zusatzqualifikation fertig sein, Verspannungen und Störungen in Muskeln, Bändern, Organen sowie im Nervensystem auffinden und sanft beheben. Doch als Osteopathin darf Annika Bullmann selbst nach bestandener Prüfung nicht arbeiten.
Schuld daran ist ein Urteil aus dem Jahr 2015. Das Oberlandesgericht Düsseldorf hatte entschieden, dass Physiotherapeuten nicht osteopathisch behandeln dürfen, weil die Therapieform kein Bestandteil ihrer Ausbildung ist. Diese Tätigkeit sei deshalb allein Ärzten und Heilpraktikern vorbehalten. Unter Nachweis über entsprechende Fortbildungen von mindestens 1350 Stunden räumt der Kreis Segeberg Physiotherapeuten eine Übergangsfrist bis zum 30. Juni 2021 ein. Danach darf Osteopathie nur noch mit einer Erlaubnis nach dem Heilpraktikergesetz angeboten werden, sonst gilt die Ausübung als Straftat.
„Für mich bedeutet das, dass ich nach drei Jahren Ausbildung zur Physiotherapeutin und fünf Jahren zur Osteopathin nochmals zwei Jahre Heilpraktikerschule für etwa 3000 Euro dranhängen muss, um meine Patienten uneingeschränkt behandeln zu können“, resümiert Annika Bullmann, „das ist frustrierend und ungerecht, da Ärzte und Heilpraktiker im Umkehrschluss keine Zusatzqualifikation für eine physiotherapeutische Behandlungsbefugnis benötigen.“ Die engagierte junge Therapeutin hofft, dass sich die Rechtsprechung in den kommenden Jahren ändern wird, denn der Bedarf an Osteopathen sei groß.