Norderstedt Dass Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günter kürzlich ein Licht aufging, dafür sorgten vier Schüler des Coppernicus-Gymnasiums. Bei ihrem Besuch in der Kieler Staatskanzlei brachten die Norderstedter eine ihrer Design-Lampen mit, die sie im Rahmen des Junior-Schulprogramms in einem eigens gegründeten Unternehmen produzieren.
„La Lumière“ (das Licht) haben zwölf Neuntklässler ihre Schülerfirma genannt und setzen auf Nachhaltigkeit und angesagten Vintage-Stil. Für ihre Produkte dienen alte Kupferrohre als Blickfang. Sie werden auf Holzplatten montiert und mit einer Glühbirne versehen, in der sich eine LED-Lichterkette windet. Das sorgt für stylische Erleuchtung auf Tischen und in Regalen, zumal eine Variante als Buchstütze konzipiert ist. „Jede Lampe ist ein handgefertigtes Unikat“, bekräftigt Tim Simon, der für ein Schuljahr als Marketingleiter fungiert.
Während das bundesweite Junior-Programm in vielen Schulen als fächerübergreifendes Projekt mit Zensurengebung angeboten wird, haben sich die Norderstedter Schüler in einer freiwilligen AG zusammengefunden. Während ihre Klassenkameraden längst Schulschluss haben, sägen, bohren und hämmern sie zweimal pro Woche im Werkraum des Gymnasiums.
Die Idee der Recycling-Leuchte kam den Jugendlichen über Bilder auf Instagram. „Zuerst wollten wir Schlüsselbretter mit Autogurtschnallen fertigen, aber dann setzten sich die Rohrlampen durch“, erinnert sich Merle Kritzmann (15). Gut, dass Finanzchef Fynn Andresen Kontakte zu einem Schrottplatz hat, dessen Inhaber den Schülern ausgediente Rohre kostenlos zur Verfügung stellt. Bretter, Birnen und Lichterketten müssen dagegen im Baumarkt gekauft werden. 25,95 Euro kostet eine Design-Lampe im Verkauf. Allein die Materialkosten betragen rund zehn Euro, hinzu kommen jeweils 55 Cent Stundenlohn für die Mitarbeiter, die rund eineinhalb Stunden Fertigungszeit pro Exemplar benötigen.
Wie in einer realen Firma gibt es bei „La Lumière“ viele Unternehmensbereiche von Verwaltung über Finanzen und Marketing bis zu Technik. Und nicht immer läuft alles rund. Aktuell hakt es in der Materialbeschaffung. Das liegt daran, dass nicht alle Mitarbeiter gleich motiviert sind – schließlich handelt es sich um ein freiwilliges Projekt. „Generell ist das Engagement der Jugendlichen hoch zu bewerten“, betont Coach Norbert Neumann. Der pensionierte Lehrer begleitet seit 1998 Schülerfirmen am Coppernicus-Gymnasium und hatte schon einige Landessieger in seinen Reihen. „Die gemachten Erfahrungen und das Abschluss-Zertifikat sind Türöffner und die halbe Eintrittskarte für ein Stipendium oder einen Ausbildungsplatz“, weiß der Pädagoge.
Auch das Interesse an den Produkten kann sich sehen lassen. „Bei der ersten Präsentation Anfang Februar beim schulinternen ‚Tag der offenen Tür’ haben wir zehn Bestellungen aufgenommen, in den Wochen danach nochmals zehn – die müssen nun zügig abgearbeitet werden“, berichtet Tim Simon. Schließlich möchte das Junior-Unternehmen bis zur Auflösung vor den Sommerferien einen ansehnlichen Gewinn erwirtschaften, um seinen 50 Anteilseignern, die jeweils mit zehn Euro beteiligt sind, eine Dividende zahlen zu können – immerhin zählt zu ihnen seit vergangener Woche auch ein prominenter Politiker, nämlich Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther.
Infos und Bestellungen unter www.lalumiere.eu.