Freundinnen seit 80 Jahren

Bad Bramstedt/Hamburg “Inge Musch“, “Dadabu“ und “Irmchen“ kennen sich schon fast ihr ganzes Leben – und das währt bei allen drei Damen bereits stolze 88 Jahre. Höhen und Tiefen meisterten die Frauen Jahrgang 1929 und 1930 nahezu schwesterlich. “Kein Wunder, wir sind schließlich ziemlich beste Freundinnen“, sagt Inge “Ingemusch“ Funke, geborene Rieve.

In Bad Bramstedt wuchs sie als Einzelkind auf, „deshalb zog es mich immer nach nebenan zu Herta “Dadabu“, denn bei ihr und ihren fünf Geschwistern war immer ‘was los und einen Löffel Suppe gab’s auch.“ Herta Berg, geborene Bey, war einst eine wahre Sportskanone, heimste im Fünfkampf Medaillen und Pokale ein. Kerzengerade sitzt sie beim Kaffeeklatsch auf dem Sofa, achtet auch heute noch streng auf ihre Figur. “Ich habe versucht Inge das Schwimmen in der Au beizubringen – leider erfolglos“, verrät die alte Dame und lächelt schelmisch. Gelungener und abenteuerlicher waren dagegen die Ausflüge nach Hitzhusen. “Zum Eierholen teilten wir uns ein Paar Rollschuhe; jede hatte einen am Fuß. Das war lustig, aber mühselig und deshalb hängten wir uns für den Rückweg an den von Pferden gezogenen Milchwagen – erstaunlicherweise haben wir nie Rührei nach Hause gebracht“, erzählt “Ingemusch“ augenzwinkernd.

Die dreifache Ur-Oma ist das Bindeglied der außergewöhnlich langen Freundschaft, denn über sie kam auch die Dritte hinzu. “Irmchen“ Irmgard Stegemann, geborene Brauns, wuchs in Hamburg-Rothenburgsort auf; eine Tür weiter wohnten die Großeltern von “Ingemusch“, bei denen die ihre Ferienzeit verbrachte. “Wir verstanden uns auf Anhieb und das ist bis heute so geblieben“, konstatieren beide Damen unisono.

Unvergessen der Ausflug in die Hamburger City, der für die jugendlichen “Backfische“ versehentlich in den Walddörfern endete. “Und keine 20 Pfennige für die Rückfahrt übrig! Ein Glück, dass mein Vater als U-Bahn-Fahrer arbeitete und uns während seiner Schicht als “blinde Passagiere“ mit einem Zug abholen konnte“, erinnert sich Irmgard Stegemann.

Erst im Alter von 15 Jahren lernten sich alle drei “Mädels“ in Bad Bramstedt kennen und wurden trotz verschiedener Wohnorte “beste Freundinnen“ – ganz ohne Eifersüchteleien. Alle Frauen heirateten und bekamen Nachwuchs: Inge und Irmgard zwei, Herta sogar vier Sprösslinge. “Unsere Treffen wurden seltener, weil jede mit der eigenen Familie beschäftigt war, aber alle 14 Tage wurde telefoniert, um die anderen auf den neuesten Stand zu bringen“, so ”Ingemusch“. “Auch wenn wir zeitweilig nicht ganz so eng miteinander waren, so wusste jede, dass unsere Freundschaft standhalten würde – wir waren und sind uns immer nah“, bekräftigt “Irmchen“, die später nach Hamburg-Farmsen zog.

Intensiver und regelmäßiger wurden Kaffeekränzchen und Domino-Abende als die Ehemänner starben. “Plötzlich war jede wieder alleine. Der Trost der anderen schweißte uns noch mehr zusammen“, sagt Inge Funke.

Mittlerweile sind alle Damen vielgefragte Großmütter und sogar Ur-Großmütter. “Das Schönste ist, dass sich auch unsere Familien gut verstehen und es bei gemeinsamen Feiern immer ein großes ‚Hallo‘ gibt“, freuen sich die rüstigen Seniorinnen, denn zu erzählen gibt es immer genug. Schließlich haben sie eine Menge zusammen erlebt und wöchentlich kommt mehr hinzu – wie das so ist bei ziemlich besten Freundinnen.