Fußball ist Mustafas Leben. Der 19-jährige spielt seit Kindesbeinen begeistert Fußball und verstärkt seit vergangenem Herbst die Mannschaft der 1. Herren des NSV. „Am liebsten würde ich in der Bundesliga spielen“, sagt der junge Iraker selbstbewusst. Das nötige Talent hat er. Das bestätigt auch NSV-Coach Thorsten Murau: „Mustafa ist extrem ehrgeizig, sehr schnell und gibt keinen Ball verloren. Allerdings muss er technisch und taktisch noch einiges dazulernen, was beim Training im Irak zu kurz kam.“
Die Karriere – eine Geschichte mit vielen Höhen und ebenso vielen Tiefen. Mustafa Al Mihawy stammt aus Bagdad. Gegen den Willen des Vaters, der ein Unterhaltungsgeschäft betreibt, zieht es ihn nach der Schule auf den Fußballplatz. Heimlich, nur die Mutter weiß von der Ballleidenschaft des Sohnes. Dessen Begabung fällt den Trainern schnell auf. Für den Al Zawraa Sport Club, Rekordmeister der Iraqi Super League, stürmt er bald im „Gold Team“, macht wichtige Tore. Eines Tages steht der Trainer der irakischen Nationalmannschaft an der Seitenlinie. „Er sagte, dass er mich gerne im Team hätte, aber dazu die Genehmigung meines Vaters bräuchte“, erinnert sich Mustafa. Doch anstatt stolz zu sein, dass sein Sohn künftig bei Weltmeisterschaften auflaufen könnte, nimmt der Mann eine massive Eisenstange und schlägt auf den Jugendlichen ein. „Er hat mir den Oberschenkelknochen zertrümmert. Vier Jahre konnte ich nicht trainieren“, sagt der junge Mann mit leerem Blick.
Seit zweieinhalb Jahren ist er nun in Norderstedt, zusammen mit seiner Mutter und seinem achtjährigen Bruder Gaith. Mustafa möchte Ingenieurswissenschaften studieren, doch sein Abitur aus Bagdad ist hier noch nicht anerkannt – also hat er vor allem eines: viel (Frei-)Zeit. Und die nutzt der Fan von Real Madrid und Star Ronaldo selbstverständlich zum Fußballspielen. Zunächst nimmt er am bundesweiten Integrationsprogramm „Willkommen im Fußball“, das auch vom HSV unterstützt wird, teil. Der Mittelfeldspieler bestreitet Freundschaftsturniere gegen entsprechende Mannschaften etwa von Borussia Dortmund und Werder Bremen, heimst Medaillen und Pokale ein – sogar Daniela Schadt, Deutschlands ehemalige „First Lady“ zeichnet den erfolgreichen Spieler aus. Dennoch fühlt sich Mustafa unterfordert: „Ich hatte das Gefühl, dass die anderen Spieler die Partien nicht wirklich ernst nahmen. Es war Freizeitgekicke, aber ich wollte mehr“, erzählt er in fast perfektem Deutsch.
Sein Freund Gailan spielte zur selben Zeit beim NSV für die 1. Herren. Eine Operation bremste den 19-Jährigen ungewollt für einige Monate aus, doch er sorgte persönlich „für Ersatz“ und stellte den Trainern Mustafa vor. Der überzeugte sofort beim Probetraining. „Mustafa ist eine Bereicherung für unser Team, hat sich bestens eingefügt, hat Biss und Spaß“, bestätigt Thorsten Murau. In den ersten zwei Spielen für den NSV traf der junge Iraker in seiner Funktion als Rechtsaußen gleich dreimal das gegnerische Tor – darunter auch das seines alten HSV-Teams.
„Ich fühle mich wohl beim NSV. Auch wenn wir „nur“ in der Kreisklasse spielen: Mein Ziel heißt immer noch Bundesliga“, bekräftigt der Fußball-Enthusiast. Talent-Scouts sollten den Weg nach Norderstedt suchen…