Inklusion ist Nachbarschaft

Langenhorn Große Freude bei den Mitarbeitern von insel e.V.: Sie setzten sich bundesweit gegen 15 Mitbewerber durch und teilen sich den mit 3000 Euro dotierten ersten Platz mit der Lebenshilfe Gießen. Seit 2008 zeichnet die Deutsche Heilpädagogische Gesellschaft innovative Projekte aus, die Quartiere für die Teilhabe von Erwachsenen mit geistiger Behinderung und komplexem Unterstützungsbedarf erschließen.

Was die Juroren in Langenhorn beeindruckte, ist die gemeinsam und inklusiv angelegte „Offene Nachbarschaft Waldquartier Kiwittsmoor“. In Form der Baugemeinschaften „Jung & Alt“, „Ü 50 – gemeinsam älter werden“ sowie „Frauenquartier“ entstanden vor vier Jahren Häuser mit 12 bis 18 Wohneinheiten, die über einen gemeinsamen Hof samt Spielplatz verbunden sind. Eines der vier Häuser wurde durch den Verein insel initiiert. Hier leben zwölf geistig eingeschränkte Mieter zwischen 24 und 50 Jahren – selbstbestimmt, aber auf Unterstützung der neun insel-Betreuer angewiesen.

Koordinatorin Annette Connemann und insel-Regionalleiterin Astrid Litfinski sehen die Auszeichnung als Anerkennung ihrer engagierten Arbeit. „Wir wollen Menschen in Begegnung bringen. Sprachen die neuen Nachbarn anfangs scheinbar unterschiedliche ‚Sprachen‘, können sie sich nun problemloser verständigen. Inklusion ist ein wachsender Prozess, der auf gegenseitiger Rücksichtnahme basiert, aber einen großen Diskussionsbedarf aufwirft“, erklärt Astrid Litfinski.

Ein harmonisches Miteinander – das ist das Ziel der „Offenen Nachbarschaft“. Und es scheint zu gelingen. Es gibt immer mehr gemeinsame Aktivitäten im Quartier: Man trifft sich zum Tischtennis oder Yoga, zum Singen oder Gärtnern. Jeden Freitag laden die „Insulaner“ zu Kaffee und Kuchen für alle und einmal pro Monat gibt’s Frühstück in ihrem Gemeinschaftsraum.

„Wir möchten, dass die Begegnungen selbstverständlicher werden. Noch fungieren die Betreuer als Sprachrohr der Behinderten. Die sollen nach und nach selber aktiver werden und sich direkt in den Bewohnerversammlungen beteiligen“, wünscht sich Annette Connemann.