Langenhorn „Meine früheren Bilder waren schwarz und düster. Sie spiegelten meine Seele wider“, erzählt Irmi Vagts. Heute malt die Rahlstedterin mit bunten Acrylfarben – am liebsten Abstraktes à la italienischer Moderne.
Als Mitglied von „Kunst in der Klinik“ (KIK) trifft sie sich donnerstagnachmittags im Kreativkeller von Haus 23 der Asklepios Klinik Nord Ochsenzoll mit 19 anderen Künstlern. Das Besondere: Jeder von ihnen hat Erfahrung mit Depression, Psychose, Borderline oder bipolarer Störung. Auslöser können genetische Anlagen, Überforderung, Schicksalsschläge oder Traumata sein.
Bei Irmi Vagts waren es eine Trennung und Lungenkrebs, den sie erfolgreich bekämpft hat.
„Der Umgang mit Farben hilft, sich in seelischen und körperlichen Krisen auszudrücken, bringt Struktur ins Leben und ungeahnte Fähigkeiten ans Licht“, erklärt Kunsttherapeutin Sabine Dähnhardt. Sie leitet die Gruppe der talentierten „KIKler“ zusammen mit Sabine Schönleiter vom sozialpädagogischen Dienst. „Depression ist eine anerkannte Volkskrankheit, dennoch werden Betroffene häufig stigmatisiert und gesellschaftlich ausgegrenzt. Wir bieten den Künstlern einen geschützten Raum, in dem sie sich vorurteilsfrei und vertrauensvoll bewegen können, denn jeder von ihnen weiß, wie schwer das Leben sein kann.“
Die Kunstwerke unterschiedlichster Stilrichtungen und Materialien sind beeindruckend. Lebensecht wirkt das Zebra, das Sabine Grabow auf die Leinwand gezaubert hat, verwunschen das Blumenarrangement von Cordula Dicks. „Wir stellen keine Anforderungen an die Kreativen, keiner muss Normen erfüllen. Jeder wird respektiert, wie er ist, kann seinen eigenen Stil finden, sich bei Bedarf austauschen und Bleibendes schaffen“, sagt Sabine Dähnhardt und fügt hinzu: „Die Heilung der Seele wird mit der Zeit in vielen Bildern sichtbar.“
Wichtige Wertschätzung erleben die Künstler durch Ausstellungen inner- und außerhalb des Klinikgeländes. Ein großer Erfolg war die Langzeitausstellung „Kunst im Gange“ in der Hamburger Finanzbehörde, bei der über 100 Werke zu sehen waren. Auch in der Norderstedter TriBühne hängen immer wieder Aquarelle, Zeichnungen, Grafiken oder Ölgemälde der KIKler.
Die meisten Gemälde stehen zum Verkauf, können jedoch auch für einen Euro pro Monat von Privat- oder Geschäftsleuten ausgeliehen werden. So hat der Ambulante Hospizdienst Omega e.V. seine neuen Räume in der Segeberger Chaussee 43 mit farbenfrohen und heiteren Motiven bestücken lassen, die für eine entspannte Atmosphäre trotz belastender Gesprächsthemen sorgen.
Von den Einnahmen aus Verleih und Verkauf werden Mal-Utensilien gekauft, die allen Künstlern zur Verfügung stehen. Darüber hinaus gestaltet die Gruppe einen Kunstkalender, der für zehn Euro zu bestellen ist unter s.schoenleiter@asklepios.com.