Hummelsbüttel Das Juka Dojo Trainingscenter Fuhlsbüttel ist für Steven Behn sein zweites Zuhause. Schon als kleiner Junge begleitete er seinen Vater Matthias, der in den Räumen trainierte und seit vielen Jahren als Sportlehrer wirkt. „Ich bin quasi hier aufgewachsen“, sagt der 23-Jährige lachend. Der intensive Kontakt mit diversen Kampfsportarten hatte Folgen – äußerst positive, denn Steven Behn ist einer der erfolgreichsten deutschen Taekwondo-Sportler. Vor kurzem gewann er bei den Weltmeisterschaften in Taiwan im Team-Freestyle sogar die Bronzemedaille.
„Ich muss hart für den Erfolg arbeiten“, betont der Athlet, der in Hamburg Psychologie studiert. Zweieinhalb Stunden Training gehören für ihn zum Alltag, in Vorbereitung auf einen Wettkampf sogar bis zu vier Stunden. Und das meistens unter den Augen des Vaters. „Er gibt mir entscheidendes Feedback und bringt mich ans Limit. Er weiß, wie ich das Optimum aus mir herausholen kann“, sagt Steven, der unter der Ägide des Vaters bereits zweimal Europameister wurde.
In seiner Lieblingsdisziplin Taekwondo Poomsae Freestyle zeigen Athleten zu Musik eine Kür, in der ein imaginärer Gegner bekämpft wird. „Ein bisschen wie Eiskunstlauf auf der Matte“, meint Steven augenzwinkernd. Salti, Kicksprünge, viel Akrobatik – „in 1,10 min. muss ich das Feuer zum Brennen bringen“, erklärt der Kampfsportler. In der weiteren Disziplin „Formenlauf“ müssen Pflichttechniken in extremer Perfektion gezeigt werden – jeder Zentimeter Abweichung von der idealen Arm- oder Beinhaltung wirkt sich gravierend in der Wertungsnote aus. Taekwondo verlangt Disziplin und Selbstvertrauen vom Aktiven – Matthias und Steven Behn nennen ihren Sport charakterbildend.
Erste Erfolge stellten sich für den Junior bereits als Jugendlicher ein; mit 17 Jahren startete der Hamburger richtig durch und gehört seit 2015 der deutschen Taekwondo-Nationalmannschaft an. „Nach dem sechsten Platz bei den Weltmeisterschaften 2016 in Peru haben wir es in Taiwan endlich als bestes europäisches Team aufs Treppchen geschafft – und das, obwohl die Asiaten in den internationalen Wettbewerben meistens die Nase vorn haben“, freut sich Steven. In Korea, dem Ursprungsland, ist Taekwondo nicht nur Volkssport, sondern auch Studienfach – es gibt sogar ein Taekwondo-Ministerium.
In Deutschland dagegen gilt der Kampfsport eher als Randsport – wenn auch mit erfolgreichen Sportlern wie Steven., der bereits die nächste Generation anleitet.
Seit zwei Jahren trainiert er im Juka Dojo Fuhlsbüttel Nachwuchssportler zwischen sechs und 14 Jahren. Denen ist die Bronzemedaille ihres Trainers ein großer Ansporn; und der hat bereits die Studenten-Universiade im kommenden Sommer in Neapel im Visier.