Duvenstedt Mit dem Umwelt- und Sozialpreis zeichnet der Regionalausschuss Walddörfer herausragende Projekte in den nördlichen Stadtteilen aus. Die Prämie von 400 Euro teilen sich in diesem Jahr die Vereine „Durch Erleben lernen“ aus Volksdorf und „StrassenBLUES“ aus Bergstedt.
In ihrer Laudatio während der Ausschusssitzung vergangenen Donnerstag im Duvenstedter Max-Kramp-Haus lobte die Vorsitzende Anja Quast das große Engagement der Preisträger: „Alexandra und Lars Warnke sind wahrlich beseelt von Umweltpädagogik. In ihrer ‚Naturschule Wilde Zeiten‘ sorgen sie bei Kindern und Jugendlichen für nachhaltiges Lernen. Sie vermitteln Wertschätzung für den Umgang mit der Natur, lehren ökologischen Landbau, wirken der Supermarktkultur entgegen und schärfen das Bewusstsein für vertretbaren Fleischkonsum. Zudem setzen sie sich mit ihrem Verein ‚Durch Erleben lernen‘ aktiv für die Erhaltung bedrohter Nutztierrassen ein.“
Vor drei Jahren ging der Verein eine Kooperation mit der Stadtteilschule Walddörfer ein, die seitdem für die Jahrgänge acht bis zehn den Profilkurs „Zukunft“ anbietet. Jeweils drei Unterrichtsstunden pro Woche verbringen die Schüler auf dem 2,5 Hektar großen Gelände einer ehemaligen Gärtnerei in der Schemmannstraße. „Gummistiefel sind bei uns angesagter als Sneakers“, sagt Initiator Lars Warnke augenzwinkernd. Gemüse anbauen, Pflanzen setzen, Eier einsammeln, Schweine füttern, ausmisten, das erfordere taugliche Arbeitskleidung, denn hier wird Nachhaltigkeit nicht aus dem Schulbuch gelehrt, sondern hautnah erlebt – mit allen Mühen und Tücken der Natur. „Zum Abschluss jedes Schuljahres belohnen sich die Schüler durch eine reiche Ernte“, so Umweltpädagoge Lars Warnke und freut sich über die erhaltene Auszeichnung.
Der zweite preiswürdige Verein wirkt von Bergstedt aus. „Seit gut zwei Jahren zeigt ‚StrassenBLUES e.V.‘ kreative Wege aus der Armut und sorgt auf neue Art für nötige Aufmerksamkeit für das Thema Obdachlosigkeit. Menschen im Schatten der Gesellschaft erhalten eine ‚Bühne‘ für ihre Talente. Zudem bringt der Verein Menschen mit und ohne Zuhause zusammen und schafft durch Aktionen Möglichkeiten der Begegnung“, so Anja Quast vor den Mitgliedern des Regionalausschusses sowie zahlreichen Zuhörern.
Nikolas Migut, Gründer und Vorsitzender von „StrassenBLUES e.V.“ freut sich über die positiven Worte: „Dieser lokale Preis ist für uns wichtiger als jede überregionale Auszeichnung, weil er von Wertschätzung der örtlichen Politik und Gesellschaft für unsere Arbeit zeugt – und das motiviert ungemein.“ Jeder hat ein Talent, man muss es nur heben – lautet das Credo der Vereinsmitglieder. Auf der Straße suchen sie Menschen, die eine Begabung für Musik, Literatur oder Handwerkliches haben. Im Anschluss produzieren sie gemeinsam mit Obdachlosen etwa einen Song, veröffentlichen Gedichte oder Fotografien. „Durch ihre kreative Arbeit erhalten Obdachlose wieder eine Wertschätzung, die Mut macht auf dem Weg zurück in die Gesellschaft“, erklärt Nikolas Migut. Und: „Wir möchten Menschen auf Augenhöhe zusammenbringen.“ Nach der erfolgreichen Aktion „Strassenweihnachtswunsch“ plant das Team erstmals individuelle Treffen, bei denen Unterstützer Obdachlosen deren Geburtstagswünsche erfüllen können.