Norderstedter bauen Brücken für Start in den Beruf

Norderstedt Wenn Tamim Taheri aus dem Fenster seines Büros schaut, sieht er direkt auf die Elbphilharmonie. Doch nicht nur der Ausblick ist grandios, auch der Werdegang des jungen Afghanen. Vor knapp drei Jahren kam er nach Norderstedt und begann im August 2018 eine Ausbildung zum Fachinformatiker bei der PWL-Gruppe, einem weltweit tätigen Schiffsmakler und Logistiker mit Zentrale in der Hafencity. Der 25-Jährige ist der erste Azubi der firmeneigenen IT-Abteilung. „Der Bedarf nach Verstärkung war da, so dass wir über die IHK nach Bewerbern gesucht haben – und Tamim hat sich dank seiner Erfahrung durchgesetzt“, erzählt Marco Wissner, Ausbilder und Leiter IT. Ein großes Plus waren vier Semester IT-Studium in Afghanistan, Ehrgeiz und die grenzenlose Leidenschaft für die stark wachsende Branche. „IT ist mein Leben“, versichert der ambitionierte Lehrling.

Nach sechs Monaten Praktikum zur Probe wurde im Sommer 2018 aus der Ausbildungsoption Realität. Die IT-Abteilung kümmert sich um rund 300 Anwender weltweit von Bremerhaven über Madrid bis nach Kuala Lumpur. Tamim und fünf Kollegen versorgen sie mit Hardware wie Telefon und Laptop, richten PCs ein, sind für User-Support zuständig und verwalten die IT-Infrastruktur. Vieles läuft auf Englisch, doch die deutsche Sprache birgt manchmal noch Hindernisse für Tamim. Damit es nicht dabei bleibt, investiert die PWL-Gruppe in einen abendlichen Deutschkurs für ihren Azubi-Neuzugang.

Um keine Probleme während der Ausbildungszeit entstehen zu lassen, wird der junge Afghane zudem von Ulrike Schymanski unterstützt. Die Berufspädagogin und ihre Kollegin Katrin Bonkat begleiten aktuell 20 Lehrlinge im Rahmen des innovativen Azubi-Mentoring der Norderstedter BildungsGesellschaft (NoBiG). „Wir verstehen uns als Brückenbauer für einen guten Start ins Berufsleben, geben Hilfestellung und dienen Azubis, Arbeitgebern und Berufsschullehrern als Ansprechpartner. Wir möchten vor allem eines: Präventiv Schwierigkeiten aus dem Weg räumen, bevor sie aufkommen“, erklärt Ulrike Schymanski.

Im Fall von Tamim Taheri gab es bisher nichts zu tun, doch andere Azubis kämpfen mit interkulturellen Vorurteilen in ihren Betrieben, leiden unter Ausgrenzung und Mobbing oder sind in ihren Tätigkeiten unterfordert. „Jemandem, der in seinem Herkunftsland ein eigenes Büro geführt hat, darf man mehr zutrauen als wochenlang Rechnungsablage“, findet die Sozialpädagogin. Zeitnah klärende Gespräche auch mit dem Mentor würden manche Probleme entzerren und das Ausbildungsverhältnis deutlich verbessern.

 

Infos und Kontakt zum mobilen Azubi-Mentoring der NoBiG bei Ulrike Schymanski Tel.0176/219 602 07 und Katrin Bonkat Tel. 0176/202 266 91, www.nobig.de.