Norderstedt Nein, der junge Mann mit dem Kinnbärtchen ist kein Praktikant – er ist der neue Chef der Stadtteilbüchereien Glashütte und Friedrichsgabe. Hjalte Meyn heißt seit Anfang Februar der Nachfolger von Brigitte Kukies, die nach über 40 Jahren in den Ruhestand gegangen ist. „Ich habe Respekt vor der Herausforderung und freue mich, dass mir als Berufsstarter die Verantwortung für zwei Standorte einer der größten öffentlichen Büchereien Schleswig-Holsteins übertragen wurde“, sagt Meyn.
Der 24-Jährige, der Bibliotheks- und Informationsmanagement an der HAW Hamburg studiert hat, bringt frischen Wind und neue Ideen mit. „Die Büchereien müssen ihr verstaubtes Image loswerden und sich zu Stadtteiltreffs wandeln. Ein Buch ausleihen und schnell wieder weg – das war einmal. Medien spielen künftig nur eine sekundäre Rolle. Vielmehr geht es darum, den Menschen einen Ort zu bieten, an dem sie sich auf einen Kaffee treffen, austauschen, arbeiten und entspannen können“, erklärt der Medienenthusiast aus Langenhorn.
Begeistert erzählt er von der modernen Zentralbibliothek Helsinki, in der es neben einem Café sogar ein Tonstudio und diverse Veranstaltungsflächen gibt. „In Skandinavien sind Büchereien Orte zum Leben – die können wir auch in Norderstedt schaffen“, ist sich Meyn sicher. Dabei denkt er nicht nur ans geplante Bildungshaus in Garstedt. Lesungen, Workshops und Konzerte – ein attraktives, lokales Angebot und ein Spielraum für Ideen aus dem Stadtteil seien zudem eine Standortsicherung für kleinere Bücherei-Filialen wie Glashütte und Friedrichsgabe.
Doch Stahlrohr-Stühle und Resopal-Tische animieren nicht unbedingt zum Verweilen. Hjalte Meyn möchte „seine“ Büchereien mit gemütlichen Loungemöbeln, Pflanzen und Lichtszenarien in einladender Wohnzimmeratmosphäre gestalten. Die Besucher sollen dabei in Workshops mitbestimmen. Herzstück soll jeweils ein großer Tisch sein, an dem mit Spaß bekannte und neue Gesellschaftsspiele ausprobiert werden können.
„Am liebsten würde ich eine komplette Neugestaltung sofort angehen, aber das wird wohl erst etwas im kommenden Jahr“, hofft Meyn. In ersten Maßnahmen werden Regale gerückt, in Glashütte die Kinderecke luftiger angeordnet und in Friedrichsgabe der Lesebereich ans Fenster verlegt. Meyn denkt an eine Kooperation mit der benachbarten Grundschule, an eine gemeinsame Nutzung des Gartens etwa für naturwissenschaftliche Experimente.
Nachdem sich die Filiale Glashütte im Projekt „offene Bücherei“ etabliert hat, wird das Konzept Mitte des Jahres auch in Friedrichsgabe eingeführt. Besucher erhalten dann auch außerhalb offizieller Öffnungszeiten per Chipkarte Zugang.