Sülfeld Alles auf Anfang, lautet die Devise für die offene Jugendarbeit in Sülfeld. Olaf Köppen hatte Ende 2018 nach zehn Jahren entnervt das Handtuch geworfen. „Die Gemeindevertreter bemessen erfolgreiche Jugendarbeit anhand von Quantität und zählen die Besucher des Jugendhauses. Für mich geht es jedoch um Qualität. Es ist wichtiger, einemJugendlichen aus einer Krise zu helfen, als mit 15 Kindern zu basteln“, sagt der 50-Jährige, der inzwischen unweit seines Wohnortes bei Rendsburg einen neuen Job gefunden hat. Bürgermeister Karl-Heinz Wegner formuliert das so: „Herr Köppen hat versäumt, die jüngere Generation zu motivieren ins Jugendhaus zu kommen.“ Hauptgrund: Es gab kein Programm. „Lediglich chillen und abhängen war angesagt“, so Wegner.
Mit Alina Pagel soll nun alles anders werden. Am 18. März gab die junge Sozialpädagogin ihren Einstand. Die 25-Jährige aus Schackendorf ist frisch gebackene Master-Absolventin der Uni Kiel – Lieblingsthema: Gruppenprozesse – und wurde von Sülfelds Schulleiter Sönke Thormählen an der Segeberger Jugendakademie „entdeckt“. Dort saß die junge Referentin während ihres Studiums bereits mehrmals auf dem Podium des Seminars „Kommunalpolitik und Schule“. „Direkt von der Uni in den ersten Job“, das ist großartig“, freut sich Alina Pagel. Gegen zwei Mitbewerber konnte sie sich durchsetzen, wird Schüler in 13 Wochenstunden als Schulsozialarbeiterin begleiten und außer donnerstags viermal pro Woche von 14.15 bis 19 Uhr das Jugendhaus leiten. Das seien zwar sieben Stunden weniger als ihrem Vorgänger zur Verfügung standen, aber der längeren Verweildauer der Jugendlichen in der Schule geschuldet, erklärt der Bürgermeister. Zudem stünde einer möglichen Ausweitung der Stundenzahl bei Bedarf kaum etwas im Wege.
Mit Sülfelds Nachwuchs hat Alina Pagel einiges vor: E-Sport-Turniere, Cocktail-Mixen, Poker- und Tischkicker-Runden – erstmals wird es im Sommer sogar ein Ferienprogramm mit Ausflügen etwa in den Hansa-Park geben. Die rund 250 Jugendlichen sollen Spaß an kreativer und aktiver Freizeit haben, statt zuhause alleine vor dem Rechner zu sitzen. Bisher Fehlanzeige, wird es Kooperationen mit Sportvereinen, Kirche und Jugendförderverein geben. Der engagierten jungen Frau ist vor allem eines wichtig: „Die Clubbesucher sollen das künftige Programm mit eigenen Ideen gestalten.“ Und: „Wer nicht kommt, kann nicht mitbestimmen.“ Das fängt bereits bei der Auswahl der Wandfarben an, denn bis September fungieren zwei ehemalige Klassenräume der denkmalgeschützten Alten Schule als Provisorium. Hintergrund: Derzeit wird für 1,5 Millionen Euro die Kita mit einem Neubau erweitert. Während der Bauzeit sind die Vorschulkinder im Jugendhaus untergebracht.
Der doppelte Neustart für Sozialarbeiterin und Jugendclub beginnt in der ersten Woche mit Pinsel und Farbeimer. „Ich hoffe auf jede Menge kreative Unterstützung, um eine coole Location zu schaffen, in der sich alle wohlfühlen und in die jeder gerne kommt“, wünscht sich Alina Pagel.
Das hofft auch Bürgermeister Wegner: „Wir investieren jährlich 50000 Euro in die Jugendarbeit und wollen die Chance nutzen, mit dem Nachwuchs im Dialog zu bleiben.“ Dafür wird Alina Pagel regelmäßig auf Gemeindesitzungen über ihre Arbeit berichten, denn sie hat den Draht zu Sülfelds junger Generation.