Langenhorn Sie zählt zu den kleineren Kirchen Hamburgs, doch für viele Besucher ist sie die Größte: St. Jürgen im Norden Langenhorns. Kommenden Sonntag, den 31. März, feiert die Gemeinde das 80-jährige Bestehen der ursprünglichen Dorfkirche um 10 Uhr mit einem Festgottesdienst und anschließender Kaffeetafel im Gemeindehaus.
Vieles in der Geschichte von St. Jürgen macht sie einzigartig. Als letzter Kirchenbau vor dem Zweiten Weltkrieg wurde sie am 19. März 1939 eingeweiht, seit 2003 steht das Gebäude unter Denkmalschutz. Für die Innenkonstruktion durfte Architekt Gerhard Langmaack keine Eisenträger verwenden – das Material wurde für Panzer- und Munitionsproduktion benötigt – also ließ er robuste Holzbalken einbauen. Sie prägen bis heute die warme, heimelige Atmosphäre, die Brautleute aus allen Himmelsrichtungen anlockt – ein Paar kam extra aus Amerika angeflogen, um sich in St. Jürgen das Ja-Wort zu geben.
160 Sitzplätze bietet der Kirchraum – bei großen Veranstaltungen finden sogar bis zu 250 Besucher Platz. Auffälliges und stimmungsvolles Highlight ist das große, runde Buntglasfenster im Altarraum. Claus Wallner ersetzte 1955 eine Klarglasscheibe durch ein farbenfrohes Kunstwerk, dessen Ornamente alle Blicke und Gedanken auf sich ziehen. Darunter präsentiert sich ein wahrer Schatz: eine imposante Bibel aus dem Jahr 1799 mit rustikalem Ledereinband und in erstaunlich gutem Zustand.
Am anderen Ende des Kirchenschiffs thront die Orgel, die seit einigen Monaten von der neuen Organistin Xiaojing Sheng aus China gespielt wird. Das Instrument war beim Einbau 1976 eine Sensation, denn es stammt vom Orgelbauer Eule aus Bautzen in der ehemaligen DDR. Trotz innerdeutscher Grenze gab es seit jeher eine enge Verbindung zur Partnergemeinde in Rethwisch in Mecklenburg-Vorpommern. „Der bewegendste Moment in meiner Amtszeit war der erste Sonntag nach dem Mauerfall, als etliche Mecklenburger mit ihren Trabis eintrafen, um mit uns den Gottesdienst zu feiern“, erinnert sich Pastor Wolfgang Peper.
Zusammen mit Pastorin Astrid Wolters kümmert er sich nach der Fusion 2008 mit der Zachäus-Gemeinde am Käkenflur um rund 4600 Gemeindemitglieder. „Wir setzen auf Kontinuität und Neues“, sagt Pastor Peper und meint damit Angebote wie Yoga, Chor, Pfadfinder, Senioren-Tischtennis, die Biografie-Werkstatt und einen Gesprächskreis zu aktuellen Themen wie Burn-out. „Unser Motto lautet ‚Wir sind Kirche‘ und wir haben das große Glück, einen sehr aktiven Gemeinderat zu haben, der ehrenamtlich anpackt und die Gemeindearbeit kreativ gestaltet“, freut sich Pastor Peper.