„Sie haben mehr gemeinsam, als sie wissen“, orakelte Marco Schumacher, „beide sind nahezu gleich alt, führen alte Winzertraditionen auf renommierten Weingütern mit innovativen Ideen weiter – und sie können beide hervorragende Weißweine.“ Der Inhaber der „Weinselection“ in Lemsahl muss es wissen, schließlich kennt er beide Kontrahenten des zweiten Wein-Battles bereits von klein auf.
Mit jeweils sechs ausgewählten Weinen im Gepäck war Eva Lenhardt aus Mehring in der Weinbauregion Mosel nach Hamburg gekommen. Die 30-Jährige hatte vor gut eineinhalb Jahren zusammen mit ihrem Bruder Christian (27) das Weingut Lenhardt von ihrer Mutter Christa übernommen. Statt weiterhin auf Trauben und Most als Fassware zusetzen, wollen die Geschwister ihre Steillagengewächse wieder „auf die Flasche“ bringen.
Daniel Gemünden hat zumindest zeitlich einen kleinen Vorsprung. Der 29-Jährige stieg bereits 2012 in den Betrieb des gleichnamigen Familienweingutes in Bingen an der Nahe ein, das er 2017 übernahm. Auch er fährt zweigleisig und produziert Fass- sowie verstärkt Flaschenweine mit knackiger Säure, ausgewogener Aromatik und klarer Frucht.
Wilma und Wolfgang Ziemer aus Volksdorf hatten wie die übrigen zehn Weinliebhaber eine vergleichbar kurze Anreise, waren aber mindestens so gespannt auf den Abend im rustikal-gemütlichen Genuss-Kontor der „Weinselection“ wie die Jungwinzer. Die Aufgabe für die „Genuss-Jury“ lautete, zwölf Weine mit Punkten von eins bis zehn zu bewerten, um abschließend den oder die Siegerin des Wein-Battles zu küren.
Es traten an: Weißburgunder, trockene und feinherbe Rieslinge sowie Lagenweine, Rivaner und Blanc de Noire als auch eine Scheurebe. Untermalt von Informationen der jungen Weinbauern über ihre lokalen Anbaugegebenheiten, Bodenbeschaffenheit und -bearbeitung gab’s „Wein-Latein“ zum Probeschluck: „leichte Würze“, „beerig in der Nase“, „eingepackte Säure“, „elegante Frucht“ – die Tester ließen die ausgewählten Tropfen über den Gaumen gleiten, griffen anschließend zu Stift und Bewertungsbogen und genossen zum Neutralisieren , Käsehäppchen, Trauben und knusperdünnen Leckereien vom benachbarten Restaurant „Flammkuchentraum“.
Hatte sich das Ehepaar Ziemer bei der Beurteilung der ersten Weine noch Luft nach oben gelassen, hatte Wolfgang Ziemer mit dem neunten Rebengewächs seinen Favoriten gefunden: neun Punkte für den feinherben Riesling vom Weingut Lenhardt. „Nicht schlecht“, urteilte seine Frau und vergab ihre Tageshöchstnote für den kräftigen 2016er Riesling Lagenwein vom Weingut Gemünden.
Mit dem Benotungsschema waren Anja und Marc Rausch bereits vertraut. „Wir sind begeisterte Wiederholungstäter und schon beim zweiten Wein-Battle mit viel Spaß dabei. Im Gegensatz zu sogenannten Seminaren gibt’s hier keine langatmigen Vorträge – entscheidend ist, was im Glas ist!“, so die Wein-Fans aus Lemsahl. Ein Rebensaft hatte es ihnen besonders angetan: der 2017er Riesling-Lagenwein vom Weingut Lenhardt – glatte zehn Punkte notierten beide. Ein großes Kompliment kam auch von Winzerkollege Daniel Gemünden: „Ein sensationeller Wein – Glückwunsch!“ „Das Geheimnis sind über 60 Jahre alte Rebstöcke, die in einer Top-Steillage wachsen“, verriet Eva Lenhardt und lobte ihren Battle-Partner für dessen signifikante Handschrift in allen Produkten – vor allem für seine erstklassige Scheurebe: „Ein lieblicher Wein der Extraklasse, für den ich jedes Dessert stehenlassen würde.“
Auch Leslie Himmelheber, der spontan nach Küchenschluss im „Restaurant Lenz“ vorbeigekommen war, zeigte sich begeistert: „Ich kann mir vorstellen, den einen oder anderen Wein auf die Karte zu nehmen.“
Der Winzer-Wettkampf entschied nach Auswertung der Teilnehmerkarten Daniel Gemünden knapp für sich. Das „beste Näschen“ und den richtigen Tipp hatten Kira Florek und Jutta Schewe, die sich einen Einkaufsgutschein über 100 Euro in der „Weinselection“ teilen.