ZDF zu Gast im Hospital zum Heiligen Geist

Es ist früh, für die meisten Menschen sogar sehr früh. Dennoch herrscht um 5.30 Uhr im Parkrestaurant des Hospitals zum Heiligen Geist Ausnahmezustand. 100 Mitarbeiter, Bewohner und Besucher beobachten das rege Treiben, denn das ZDF ist mit 60 Technikern, Redakteuren und Producern angerückt, um für das Berliner Morgenmagazin „moma“ zwischen sechs und neun Uhr früh alle halbe Stunde zwölfminütige Live-Schaltungen aus Poppenbüttel zu senden. Und so verwandelt sich das großzügige Halbrund des Restaurants in ein improvisiertes TV-Studio, in dem zwei Kilometer Kabel verlegt, 30 Scheinwerfer und drei Kameras aufgestellt werden.

Etwa sechsmal pro Jahr greift „moma vor Ort“ Themen lokal auf und geht ‘raus zu den Betroffenen. Das Hospital zum Heiligen Geist war für die ZDF-Redaktion erste Wahl für das Thema „Was läuft schief in der Pflege?“, schließlich zählt die renommierte Einrichtung, die sich auch „kleine Stadt für Senioren“ nennt, mit 1200 Bewohnern zu den größten und ältesten im Lande.

Dunja Hayali, lässig in grauem Hemd und grauer Jeans, ist bekennender Morgenmuffel, dennoch meistert sie ihre Aufgabe als Moderatorin gewohnt souverän. Zu den Gesprächspartnern der 46-Jährigen zählen trotz früher Stunde Bürgermeister Peter Tschentscher, Sozialsenatorin Cornelia Prüfer-Storcks, ver.di-Gewerkschaftsvertreter, Pflegekräfte und Angehörige.

40000 Pflegestellen waren 2018 unbesetzt und die Zahl der zu Pflegenden wächst ständig. Wo soll das neue Personal herkommen? Wie kann der Alltag für beide Seiten lebenswerter gestaltet werden? Dass sich etwas ändern muss, darin sind sich alle Beteiligten einig. In Hamburg hat sich sogar ein „Bündnis für mehr Personal im Krankenhaus“ formiert und einen entsprechenden Volksentscheid gegen Pflegenotstand mit über 30000 Unterschriften auf den Weg gebracht.

Bürgermeister Tschentscher weiß um die Brisanz des Themas, arbeitete er vor seiner Politikkarriere doch als Labormediziner im UKE. „Wir müssen Ausbildung und Arbeitsbedingungen verbessern, Perspektiven aufzeigen und somit Wertschätzung für den Pflegeberuf zeigen“, betont der 53-Jährige.

Das hören Jana Rohde (22) und Svea Stössel (21) gerne, doch Taten wären den beiden Auszubildenden zur Gesundheits- und Krankenpflegerin lieber. Mit 13 Kolleginnen und Kollegen sind sie extra vor der Berufsschule in die Live-Sendung gekommen und bilden durch ihre lilafarbene Kleidung für den ZDF-Regisseur einen optisch ansprechenden Farbtupfer. Immer wieder zoomt eine Kamera an die Gruppenmitglieder heran – was mit Blick auf einen großen Monitor von denen nicht unbemerkt bleibt. Sitzen die Haare noch, stimmt die Körperhaltung?, fragen sich die jungen Frauen. Das Ergebnis wollen sie selbstkritisch am Nachmittag in der ZDF-Mediathek überprüfen.

Ist das Rotlicht aus, läuft Dunja Hayali in den Drehpausen entspannt durch die Reihen des Interims-Studios. „Wollen Sie auch eine Feuer-Anmach-Karte?“, fragt die Moderatorin schelmisch und verteilt Autogramme im Publikum. Das lässt sich auch Erika Riepherr nicht entgehen. „Ich bin extra um vier Uhr aufgestanden, um dabei sein zu können“, verrät die 74-Jährige. Die Fernsehjournalistin findet sie wegen deren provokanten, aber seriösen Stils gut; besonders interessiert sich die Fuhlsbüttlerin für das technische TV-Equipment – vor allem die Steadicam, ein Rucksack ähnliches Halterungssystem für tragbare Kameras, hat es ihr angetan. „Im Hamburger Kellertheater habe ich jahrelang Produktionen per Super 8 aufgenommen und musste mich mit einer schweren Schulterkamera abschleppen“, erzählt die ehemalige Bühnentechnikerin, Rückenschmerzen inklusive.“

Kurz vor Ende der Sendung kommt bei Aufnahmeleiter Udo Seedorf Hektik auf. Ein Ansteckmikrofon eines Gesprächsgastes funktioniert nicht – und ein Handmikrofon quittiert auch seinen Dienst. Noch zwei Minuten bis zur „Schalte“ zu Co-Moderator Mitri Sirin nach Berlin. Im letzten Moment ist der Mikro-Fehler behoben, dann heißt es „Danke, das war’s“ von der Regie.

Neun Uhr morgens – während für viele Menschen der Tag erst beginnt, ist das Arbeitspensum fürs ZDF-Team nach dem Abbau absolviert. Mit Auto und Zug geht’s zurück in die Hauptstadt. Morgen wird’s ein ruhiger Arbeitstag: Das „moma“ sendet ausschließlich aus dem ZDF-Studio „Unter den Linden“.