Langenhorn Wolfgang Trepper mag es, unter Menschen zu sein – und damit ist nicht nur das Publikum des bekannten Kabarettisten gemeint. Ob Wochenmarkt, Osterfeuer, Weihnachtszauber – Trepper ist immer mittendrin. Autogramme und Selfies – aber gerne. Der gebürtige Duisburger lebt und liebt seit zehn Jahren seinen Stadtteil in Hamburg. Beschaulich, grün und entschleunigend wirke der auf den Bühnen-Profi, der seit 16 Jahren die Bretter der Republik mit 22 Programmen bespielt und es auf rund 280 Live-Auftritte pro Jahr bringt. Da muss man auch mal Energie tanken und entspannt durch die Kleingärten joggen. Hauptsache, alles bleibt, wie es ist.
„Ich mag keine Veränderung“, sagt der 58-Jährige. Deshalb, und sowieso, gefalle ihm LaHoMa überhaupt nicht: „Total überdimensioniert und alle paar Meter eine Drogerie – wer braucht so etwas?“ Darüber könne er sich aufregen. Überhaupt ist er dafür der Mann vom Fach, denn wenn Wolfgang Trepper auf der Bühne loslegt, dann gibt es kein Pardon. Er poltert und empört sich, hat Politiker, TV-Macher und deren Fernseherzeugnisse sowie Sportler auf dem Kieker. Alle kriegen ihr Fett weg – da hat Trepper kein Mitleid und hält mit seiner Meinung nicht hinterm Berg. „Gottschalk ist der meist unterschätzte TV-Mensch, sehr belesen und hat ein enormes Knowhow. Lanz macht auf Kettenhund und lässt seine Interviewpartner nie ausreden – das soll wohl kritischer Journalismus sein. Pilawa wird immer onkeliger und die Schöneberger ist einfach nur anstrengend, weil bei Preisverleihungen omnipräsent.“
In seinem aktuellen Programm zerpflückt Trepper genüsslich „Schwachsinnsendungen“ im Fernsehen. „Mein derzeitiger Favorit: ‚Zwischen Tüll und Tränen‘ auf Vox – heulende Bräute in Organza. Ganz weit vorne ist auch ‚Das große Backen‘ – Kochsendungen sind schon schlimm, aber B-Promis beim Teigrühren zuzuschauen, toppt das noch.“
Und klar, auch der Politikalltag wird von Trepper schonungslos kommentiert – gern genommen: die interne SPD-Demontage. Robert Habeck von den Grünen sieht Trepper als potentiellen Kanzler: „Den würde ich wählen – nicht nur, weil er auch Handballfan ist. Armin Laschet (CDU) macht es in Nordrhein-Westfalen ganz ordentlich, vielleicht ist für ihn noch mehr drin. Aber Angela Merkel werden viele noch hinterherweinen, vor allem, wenn Friedrich Merz wieder durch eine Hintertür kommen sollte.“
Dem Publikum gefällt die wohldosierte Häme – das zeigt auch die Dauerbrenner-Show „Nutten, Koks und frische Erdbeeren“, mit der der Wahl-Langenhorner mit der Wahl-Saselerin Mary Roos seit 2015 in ausverkauften Hallen unterwegs ist. Gut 110000 Zuschauer weideten sich an der gesang- und textlichen Demontage deutscher Schlager. „Vom 20. August bis zum 8. September sind wir letztmals im Hamburger Schmidt Theater mit dem Programm zu sehen, dann ist damit Schluss“, sagt Wolfgang Trepper und fügt augenzwinkernd hinzu: „Vielleicht wird es bald etwas Neues von Mary und mir geben.“