Rheinhessisches Vulkangestein gegen Pfälzer Kalkstein – welcher Winzer hat das bessere Terroir?
Mit Spannung wurde von den Weinfreunden aus der Region Oberalster das dritte Weinbattle in der Lemsahler „Weinselection“ erwartet. „Unterschiedlicher könnten die ‚Duellanten‘ nicht sein“, befand Inhaber Marco Schumacher. Angetreten zum Genuss-Wettstreit waren Christian Steitz, der vor fünf Jahren das gleichnamige Weingut im rheinhessischen Anbaugebiet Stein-Bockenheim von seinen Eltern übernommen hatte, rigoros umstrukturierte und auf ökologischen Weinbau setzt. „Das Terroir unserer Weinberg ist von Vulkangestein geprägt, das mineralische und filigrane Weine mit Charakter ermöglicht“, erklärte der 47-Jährige.
Seine Herausforderin Karoline Gaul war aus Sausenheim in der Nordpfalz angereist. Die 35-Jährige übernahm vor acht Jahren das Familienweingut zusammen mit ihrer Schwester Dorothee (33) und baut auf 20 Hektar vor allem Riesling und Weißburgunder an. „Unsere Böden bestehen aus kalkhaltigem Terziärgestein und liefern erfrischende, elegante Weine“, erläuterte die Pfälzerin. „Jeder Winzer kann schön über seine Gewächse schwätzen, aber letztlich entscheiden Nase und Gaumen der Weinfreunde“, meinte Christian Steitz augenzwinkernd und lud zur praktischen Überprüfung der theoretischen Ausführungen ein.
Im Ambiente des urig-gemütlichen Lagerraums der „Weinselection“, eingerahmt von rustikalen Holzfässern und deckenhohen Regalen, in den sich edle Tropfen stapeln, schenkte jeder Weinbauer jeweils fünf erstklassige Weine an der langen Tafel aus. Darunter Rieslinge, Weißburgunder, Cuvées, Sauvignon blanc und Rosé über die 16 Weinbattle-Teilnehmer per Stimmkarte und Punktvergabe urteilen durften.
„Ich fahre jedes Jahr zum Wandern in die Pfalz und kenne bereits einige Weingüter, bei denen ich mich immer wieder eindecke; deshalb hat mich das Event neugierig gemacht“, sagte Stefan Wohlers. Der Lemsahler war mit Blick auf die Weinliste anfangs etwas skeptisch. „Weiß kann niemals zehn Punkte holen“, unkte der Rotweinfan. Damit sollte er im Laufe des Abends zwar Recht behalten, aber drei Weißweine zeichnete er immerhin mit neun Punkten aus. Sein persönliches Highlight, das sie Höchstnote erhielt: der Rosé Eins von Steitz. „Hammer“, so das kurze und präzise Fazit von Stefan Wohlers. „Ist ja auch ein kräftiger Männer-Rosé aus hochreifen Spätburgundertrauben“, freute sich Rebenkönig Christian Steitz.
Neben einigen „Wiederholungstätern“ waren auch Antje und Horst Bölle zum zweiten Mal beim Winzerwettstreit dabei: „Uns hat der erste Ausflug in die Welt der Weine so gut gefallen, dass wir wieder auf kulinarische Entdeckungsreise gehen wollten. Deutschland hat tolle Rebensäfte zu bieten und wir lassen uns gern überraschen, deshalb sind wir wieder hier.“ Die Duvenstedter jonglierten versiert mit den Bewertungspunkten – gaben im Vergleich sogar deutlich höhere Noten – und fanden tatsächlich einen neuen Lieblingswein: den 2018er Neuleininger Riesling trocken vom Weingut Gaul, der auch von Winzerkollege Steitz ein Lob hinsichtlich Kraft und Volumen erhielt.
Zu knusprigem Flammkuchen gab es Informatives rund um den Weinbau, über Lagen, Rebsorten, Bodenbearbeitung und Unkrautbekämpfung. „Seit 2007 setzen wir auf Backpulver, Kupfer, Molke und Orangenöl gegen Schädlinge und Pilze“, versicherte Christian Steitz. Gern gefachsimpelt wurde unter den Gästen über das Aroma der Weine. Maracuja und Stachelbeere waren einhellig beim Steitzer Sauvignon blanc auszumachen während das Cuvée Schwesterherz weiß vom Weingut Gaul der Inspiration freien Lauf ließ: Für den einen war Zitronengras auszumachen, für den anderen Zitronenmelisse, sogar Räucherspeck wurde genannt. Für’s fantasievolle Bouquet sorgen Riesling, Gewürztraminer und Scheurebe und ein hoher Gerbstoffgehalt, der das Gerüst in den Wein bringt“, erklärte die junge Winzerin. Urteil des „Rivalen“ Steitz: „Schmeckt nach einem Sommerabend an der Alster.“
Eifrig und in gelöster Stimmung wurde verkostet und notiert. Nach Auswertung der Teilnehmerkarten entschied Karoline Gaul das Wein-Battle knapp für sich. Stefanie Mühlhäusler und Kilian Förster lagen mit ihren Tipps am nächsten an der durchschnittlichen Siegerbewertung und gewannen jeweils einen 50 Euro-Einkaufsgutschein für die „Weinselection“. „Der wird umgehend für ein paar Flaschen des 2018er Weißburgunders vom Weingut Gaul eingesetzt“, versprach die glückliche Gewinnerin aus Lemsahl.