Mondlandschaft oder Prachtgarten?

Fuhlsbüttel 26 Jahre war die Parzelle 32 im Gartenbauverein 449 ein Kleinod. Marion und Günter Koch pflegten die rund 300 Quadratmeter Pachtland hingebungsvoll, bauten eine großzügige Laube für ihre regelmäßigen Besuche. Doch 2016 starb der Tischlermeister. „Wegen meiner kaputten Hüfte konnte ich mich nicht mehr um den Garten kümmern und bat eine Parzellennachbarin die Gartenpflege zu übernehmen“, sagt Marion Koch, „nach ihrer Zusage bin ich davon ausgegangen, dass alles klappt.“

Leider ein Trugschluss, wie die inzwischen 80-Jährige erst vergangenen Herbst vom Vereinsvorsitzenden erfuhr. „Rolf-Dieter Scheel beschwerte sich über den ungepflegten Zustand meiner Parzelle und sagte, dass er mit einigen Leuten den Garten bearbeitet hätte. Ich hatte ihm dafür zwar keine Einwilligung gegeben, war aber erfreut über eine neue Hilfe“, erinnert sich Marion Koch.

Vor wenigen Wochen stattete sie ihrem Garten mit dem Rollator den ersten Besuch ab – und war entsetzt. „Nahezu alle Bäume, Büsche und Pflanzen waren weg, dabei würde zu dieser Jahreszeit alles wunderschön blühen. Mein Garten sieht aus wie eine Mondlandschaft – und dafür sind mir auch noch 580 Euro in Rechnung gestellt worden.“

Rolf-Dieter Scheel, seit Anfang 2019 Vereinsvorsitzender, sieht das anders. „Mit viel Mühe und Zeit haben zwei Vereinsmitglieder aus einer Urwaldhölle einen Prachtgarten gemacht.“ Unter anderem wegen wildwuchernder Brombeerranken sei von der Laube nichts zu sehen gewesen. Jetzt wirkt das Areal wie eine Neuanlage, mit frisch angelegtem Rasen, viel Platz und freiem Überblick vom Weg – alles gemäß der Kleingartenverordnung.

Im Gegensatz zu Marion Koch beteuert Scheel, die Einwilligung für die Arbeiten erhalten zu haben. Und überhaupt: „Streng genommen ist Frau Koch kein Pächter – eingetragen war nur ihr Mann. Sie hat lediglich Anspruch auf die Laube, wenn sie den Erbschein vorlegen würde.“ Und: „Wir könnten den Garten sofort neu verpachten. Auf unserer Warteliste stehen 19 Interessenten, doch wir sind an einer friedlichen Einigung interessiert; Familie hat immer Vorrang.“

Die Fronten sind jedoch verhärtet. „Herr Scheel will mich loswerden“, befürchtet die Seniorin und fragt sich, warum sie in den vergangenen Jahren niemals vom damaligen Vorstand über den schlechten Zustand ihrer Parzelle informiert wurde. „Ich hätte mich umgehend um entsprechende Hilfe gekümmert, denn ich hänge am Garten und möchte ihn nicht hergeben – das ist eine Oase, die mit vielen schönen Erinnerungen verknüpft ist.“