Nahe Sie kleben überall im Ort an Laternenmasten, Schildern, Plakatwänden, Türen und ihre gefährliche Botschaft sind rechtsradikale Parolen. „Die müssen hier weg“, sagt Claudia Scharenberg-Petri bestimmt und den setzt den Spatel an. Wenig später ist der Aufkleber entfernt.
Unterstützung erhält sie von einem Dutzend Mitstreitern der „Initiative für ein buntes Nahe“, die sich zu Jahresbeginn gegründet hat. „Wir werden nicht aus Angst schweigen, sondern wehren uns von Anfang an gegen Neo-Nazis, die unser Dorf mit ihrer rechten Gesinnung terrorisieren wollen“, sagt die Gründerin der Bürgerinitiative. Mit dabei ist auch Gemeindepastor Ekkehard Wulf: „Es ist wichtig, von vornherein klar Stellung zu beziehen. Dieses perfide Gedankengut gehört nicht in unser Dorf und ich möchte nicht, dass etwas passiert.“
Seit Monaten tauchen immer wieder in den Ortschaften entlang der B 432 entsprechende Sticker auf. „Das sind Reviermarkierungen, die wir ernst nehmen müssen“, sagt Claudia Scharenberg-Petri. Zudem seien erstmalig Aufkleber direkt am Gebäude gefunden worden, das aktuell von 25 Geflüchteten bewohnt wird. „Damit scheint eine neue Stufe der Einschüchterung erreicht worden zu sein“, stellt Pastor Wulf fest.
Im Kampf gegen die rechtsradikale Szene nehmen sich die Naher das Nachbardorf als Vorbild. Unter dem Motto „Buntes Sülfeld“ haben sich hunderte Bürger, Vereine und Verbände zusammengeschlossen und haben mit vielen Aktionen Widerstand gegen Rechts geleistet– mit Erfolg, denn weitere bislang umtriebige Aktivitäten des so genannten Aryan Circle Nord sind seit Wochen in Sülfeld nicht mehr feststellbar.
Auch in der Kreisstadt setzen die Aktivisten der Initiative „Segeberg bleibt bunt“ weiter auf Gegenwehr. Neben ihrem Kampf gegen das Wiedererstarken der Neo-Nazi-Szene rücken sie nun auch die menschenunwürdige Flüchtlingspolitik in Europa in den Fokus. Symbolisch erklärten sie am Ufer des Großen Segeberger Sees die Stadt auf weit sichtbaren Bannern zum „sicheren Hafen“ und forderten die Politik auf, bei Bedarf Geflüchtete über die offizielle Zuweisung hinaus aufzunehmen. Bereits 158 Städte und Gemeinden – darunter Hamburg, Kiel und Lübeck – seien bereits dem Aufruf des Vereins Seebrücke gefolgt – auch das setze rassistischen und nationalsozialistischen Umtrieben ein Zeichen entgegen.
Wie in Sülfeld hat auch in Nahe die engagierte Bürgerinitiative zusammen mit lokalen Vereinen und Verbänden eine Resolution in die Kommunalpolitik eingebracht. Zwar stimmten bei einer Gegenstimme und sieben Enthaltungen mit lediglich vier bedenklich wenige der zwölf Gemeindevertreter dafür, aber dennoch unterzeichneten sie somit eine Erklärung für ein weltoffenes, tolerantes, solidarisches Nahe. „Wir sind gegen Einschüchterung und Ausgrenzung. Gemeinsam wollen wir dafür Sorge tragen, dass Nahe auch weiterhin für Toleranz, Integration, Inklusion und ein angstfreies Gemeindeleben steht“, so der Wortlaut der Resolution.
Fachliche Unterstützung erhält die „Initiative für ein buntes Nahe“ vom regionalen Beratungsteam gegen Rechtsextremismus aus Kiel, das professionelle Beratung und Prävention anbietet. „Schweigen ist der falsche Weg – durch Aufklärung und Information werden wir der Verbreitung rechter Hetze entgegenwirken“, bekräftigt Claudia Scharenberg-Petri und hat den Facebook-Account „Initiative für ein buntes Nahe“ erstellt – auch auf Instagram wollen die Aktivisten bald präsent sein.