Was nützen die Verbotsschilder am Alsterlauf?

Tangstedt „Wald und Wege gesperrt – Die Forstbehörde“ mahnen seit Kurzem fünf nagelneue Schilder am beliebten Hundebuddelhang im Rader Wald. Eine, die eigentlich triumphieren müsste, ist fassungslos: Die resolute Anwohnerin aus Wulksfelde, die seit Jahren für den Schutz des von Hundepfoten malträtierten und stark erosionsgefährdeten Steilhanges kämpft, dafür beschimpft und sogar tätlich angegriffen wird (das Abendblatt berichtete), macht der Schilderwald keineswegs glücklich. „Ist das alles, was den zuständigen Stellen einfällt – ein Naturparadies nun auch noch mit Verbotstafeln zu verschandeln? Wo ist die Erklärung dazu, dass es sich um ein Schutzgebiet handelt, wo ist der Hinweis auf eine generelle Anleinpflicht für Hunde im Wald?“

Das Thema polarisiert – auch unter den als Umweltzerstörer geschmähten Tierhaltern. Unter ihnen sind nicht wenige, denen die Lebenslust und der Spieltrieb ihrer Vierbeiner wichtiger sind als Naturschutz. Viele würden die neuen Verbotsschilder am liebsten dem Erdboden gleichmachen – und haben zeitig damit begonnen. Bereits zwei Wochen nach der Montage sind von den ehemals fünf Tafeln lediglich noch vier übrig. „Die Kante bricht doch eh ab, das gehört zum Lauf der Natur“, meint ein Hundefreund, der mit seinem Schäferhund regelmäßig aus Hamburg-Langenhorn anreist, damit der sich im Rader Wald austoben kann.

Bei anderen Besuchern hat dagegen ein Umdenken eingesetzt. „Es ist ein Geschenk, in der Natur spazieren gehen zu dürfen, deshalb müssen wir sie schützen. Früher war mir das Thema ziemlich egal und ich habe meinen Hund hemmungslos den Steilhang rauf und runter jagen lassen, aber die rasante Zerstörung im Uferbereiches der Alster in den vergangenen Jahren ist wirklich besorgniserregend. Ich plädiere sogar dafür, einen für Hunde unüberwindlichen Zaun zu installieren – nicht hübsch, aber effektiv“, sagt ein Duvenstedter, der mit seinem Labrador unterwegs ist. Und er wünscht sich ebenfalls Infotafeln zur Erklärung, warum das Areal gesperrt wurde – quasi als Nachhilfe auch für unwissende Neu-Hundehalter, die sich in der Pandemie einen vierbeinigen Begleiter zugelegt haben.

Einen Zaun wird es laut Landesamt für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume des Landes Schleswig-Holstein vorerst nicht geben, doch die Schilder kommen – aber das dauert noch einige Zeit. „Sie sind bestellt und die Lieferung wird voraussichtlich im Frühjahr 2022 erfolgen“, erklärt Erwin Posern, Leiter der Unteren Naturschutzbehörde des Kreises Stormarn auf Anfrage. Bis dahin setzt er auf Ein- und Rücksicht der Waldbesucher und kündigt stichprobenartige Kontrollen durch Forstbedienstete an – für mehr fehle leider das Personal.

Von den Auswirkungen des wachsenden Schilderwaldes auf das Nutzungsverhalten wollen sich alle beteiligten Behörden übrigens erst im Sommer 2022 ein genaues Bild machen. Die engagierte Anwohnerin, die alles ins Rollen gebracht hat, will sich mit dem Schneckentempo nicht begnügen: „Das muss schneller gehen, schließlich ist Naturschutz DAS Thema im kommenden Wahlkampf.“ Selber Mitglied bei den „Grünen“ ärgert sie sich über die schleppende Arbeitsweise ihrer Parteikollegen, darunter Schleswig-Holsteins Umweltminister Jan Philipp Abrecht, den sie weiterhin unermüdlich mit Mails und Briefen bombardieren wird wie weitere Ministerien, Ämter und Politiker.