Norderstedt An der Pinnwand im Supermarkt werden Fahrräder und Spielzeug für Sport und Freizeit angeboten – für Zirkus Frank geht es um seine Existenz. „Herzenssache – Zirkus in Not“ heißt es auf einem gelbem Zettel, davor steht eine rote Geldkassette. „Im Einverständnis mit den Inhabern oder der Filialleitung durften wir in 30 Supermärkten und Geschäften in Hamburg und Norderstedt unsere Spendenboxen aufstellen, denn uns geht durch fehlende Auftrittsmöglichkeiten das Geld aus“, sagt Joschi Frank.
Der 28-Jährige leitet den Familienbetrieb in siebter Generation und trägt Verantwortung für 14 Personen, darunter sieben Kinder. Mit 42 Pferden und Ponys tourt der Zirkus normalerweise durch Schleswig-Holstein, Hamburg und Mecklenburg-Vorpommern und macht seit 40 Jahren Station in Norderstedt auf dem Festplatz an der Ulzburger Straße. Doch der bleibt auch in diesem Jahr verwaist. „Nach nur vier Monaten Spielzeit dürfen wir seit Ende Oktober 2020 keine Vorstellungen geben“, sagt Frank.
Zirkus Frank ist einer von etwa 350 Familienzirkussen, die wegen der Pandemie vor dem drohenden Ruin stehen. „Wir kennen eine Zirkusfamilie, die alles verkauft hat, Tiere, Zelt, Requisiten, und nun eine Pizzeria aufgemacht hat – das wollen wir auf keinen Fall. Wir brauchen den Applaus zum Leben und darum werden wir kämpfen“, betont der Zirkusdirektor.
2000 Euro fallen monatlich allein an Versicherungen, Futter- und Tierarztkosten an. Um die etwas zu drücken, hat Frank fünf ältere Tiere als Beistellponys verkauft. Eine Corona-Soforthilfe war schnell aufgebraucht, auf die Novemberhilfe wartet er bislang vergebens. Und dann ist da noch das nagelneue Zelt, das er im vergangenen Jahr für 30000 Euro gekauft hat, um darin eine neue Show spielen zu können – die Ausgaben müssten schleunigst wieder eingespielt werden.
Zwischen 30 und 40 Euro kommen pro Woche insgesamt an Spenden in den Supermärkten zusammen – wenn die Geldkassetten nicht aufgebrochen oder sogar gestohlen werden. Für Nachfragen hat Joschi Frank sogar seine Handynummer auf dem Spendenaufruf angegeben. „Einige sind skeptisch und möchten wissen, mit wem sie es zu tun haben, andere, die uns kennen, fragen, welches Futter die Tiere benötigen und schicken es sogar direkt in unser Winterlager in Wittenburg“, berichtet Joschi Frank.
Er hofft nun, dass das Gastspiel vom 1. Juli bis Ende August in Boltenhagen stattfinden darf. Und Norderstedt ist im Frühjahr 2022 wieder fest eingeplant.
Spenden auch unter www.betterplace.me, Stichwort „Zirkus Frank braucht Ihre Hilfe“.