Impfen zwischen Thrillern und Romanen

Norderstedt In Schleswig-Holstein gibt es die begehrte Corona-Schutzimpfung nicht nur in Impfzentren und bei Hausärzten, sondern kurzfristig auch zwischen Thrillern und Romanen in der Bücherei Glashütte. Landesweit fördert das Gesundheitsministerium in Kiel sogenannte Quartiersimpfungen, bei denen niedrigschwellig Menschen erreicht werden sollen, die aufgrund hoher Wohndichte ein größeres Infektionsrisiko haben. „Als wir von der Aktion erfahren haben, war uns sofort klar, dass Norderstedt unbedingt mitmachen will. Wir haben uns als Kommune beworben und die Vorarbeit innerhalb von nur zwei Wochen gestemmt“, betont Oberbürgermeisterin Elke Christina Roeder (SPD). Das Amt für Bildung und Kultur und das Amt für Katastrophenschutz arbeiteten dabei Hand in Hand. Ersteres stellte in Absprache mit Ingo Tschepe, Leiter der Stadtbücherei, die Filiale am Glashütter Markt zur Verfügung, Zweiteres sorgte für den geregelten Ablauf vor Ort.

„Wir haben gezielt mit Wurfzetteln in Briefkästen der Anwohner und umliegende Beratungsstellen über die Impfaktion informiert, um die Zielgruppe zu erreichen“, berichtet die Oberbürgermeisterin, „die Nachricht sprach sich in Windeseile über Mundpropaganda und WhatsApp-Gruppen herum.“ 

Vom 10. bis 19. Juni wurden pro Tag 120 Personen mit den Vakzinen von Biontec oder Moderna durch mobile Impfteams der Kassenärztlichen Vereinigung versorgt. „Der Andrang war riesig“, erzählt André Petitjean vom Norderstedter Katastrophenschutz-Team, „um drei Uhr morgens kamen bereits die ersten Impfwilligen, um ab neun Uhr ihr Zeitfenster für den tagesaktuellen Impftermin zu erhalten.“ Wer an einem Tag leer ausging, kam oft am nächsten Tag wieder. „Es ging sehr diszipliniert zu; es gab keinen verbalen Frust oder ähnliches, sondern vor allem Dankbarkeit. Eine Großfamilie mit Migrationshintergrund brachte uns sogar leckeres Eis vorbei“, freut sich Petitjean.

Oberbürgermeisterin Roeder bedankt sich bei der Bevölkerung, ihren Mitarbeitern im Rathaus sowie bei den engagierten Helfern. „Alles lief perfekt. Wenn möglich würden wir in Norderstedt gerne weitere Quartiersimpfungen vornehmen.“ Die Chancen sind gut, hat die Stadt für die erstmalige Durchführung vom Land schließlich das Prädikat „vorbildlich“ erhalten.