Wakendorf II Holz ist das Material im Arbeitsleben von Susanne von Könemann. Ob Friesenbänke, Wiegen, Türen, Fenster oder Knastbetten – die Tischlermeisterin hat schon viele Alltagsgegenstände daraus gefertigt. Doch die Idee, individuelle Schmuckurnen aus Holz in Handarbeit herzustellen, ist neu und ungewöhnlich. Das erste Unikat gestaltete die 59-Jährige für ihren verstorbenen Vater, inzwischen erhält sie europaweit Aufträge von Privatleuten, „und auch immer mehr Bestatter kommen auf mich zu, weil sie auf der Suche nach etwas Besonderem sind, was sie ihren Kunden anbieten können.“ Innerhalb von sieben Tagen ist ein außergewöhnliches Bestattungsgefäß versandfertig; pro Monat entstehen vier Urnen aus Harthölzern wie Eiche, Kastanie, Apfel- und Kirschbaum. „In der Einmaligkeit jedes Stückes soll ein wenig Trost für diejenigen zu finden sein, die einem geliebten Menschen hinterherschauen müssen“, sagt Susanne von Könemann.
Bevor die Kapsel, in die die Asche des Verstorbenen gefüllt wird, in die eigens angefertigte Holzurne passt, investiert die Handwerkerin 20 bis 30 Stunden harte Arbeit. Allein acht Stunden davon benötigt sie für das mühevolle Aushöhlen des zuvor portionierten Baumstammes in ihrer Werkstatt in Wakendorf II. Nach dem Trocknen und Schleifen erfolgt die Feinarbeit, um einzigartige Strukturen im Holz und die Maserung zur Geltung zu bringen. „Die Natur ist ein Künstler, die sogar Pilze und Flechten mystische Muster zaubern lässt“, sagt die begeisterte Holzwerkerin.
Während ihrer Arbeit ist sie nie allein. „Ich bitte meine Kunden immer um ein Foto des Verstorbenen, damit der den kreativen Prozess begleiten kann.“ Das ist wichtig für die gebürtige Berlinerin, denn für sie ist der Tod ist kein Ende, sondern das Gegenstück zur Geburt. „Urnen sind für mich heilige Gefäße für die Essenz eines Lebens.“ Und das muss nicht immer von Sonnenschein geprägt worden sein. „Wenn das Holz während der Bearbeitung reißt oder der Bohrer abbricht, ahne ich, dass auch der Mensch nicht einfach gewesen sein muss.“
Das Ausgangsmaterial erhält die Künstlerin von Baumpflegern, Förstern und Landwirten im weiten Umkreis. Manches entdeckt sie aber auch auf Spaziergängen wie kürzlich in Berlin-Reinickendorf. „Dort lag eine gefällte Robinie in einem Park. Nach einem Anruf beim Bezirksamt durfte ich den Stamm mitnehmen. Das freut mich, denn durch meine anschließende Arbeit ehre ich den Baum für das Sein.“ Es ist aber auch möglich, als Auftraggeber eigenes Holz verarbeiten zu lassen, etwa vom Apfelbaum aus dem eigenen Garten – Voraussetzung ist ein Stammdurchmesser von mindestens 20 Zentimetern.
Susanne von Könemann baut auch Schmuckurnen für Haustiere. Während Menschen ihre letzte Ruhestätte auf einem Friedhof oder im Friedwald finden müssen, dürfen die Reste des geliebten Hundes, der Katze oder des Kaninchens einen Platz im Regal erhalten. „In Gesprächen habe ich oft den Eindruck, dass die Trauer über den Verlust eines Tieres oftmals nicht minder groß ist als über den eines Menschens. Ein Tier ist oftmals nicht nur ein wichtiger Freund, sondern auch Partner im Leben.“
Mitgefühl habe sie, aber ohne mitzuleiden. Das sei wichtig, um ihre einzigartige Herzensarbeit ausüben zu können. Und: „Ich wünsche mir, dass die Leute lernen, offener mit dem Thema Tod umzugehen.“ So wie ein Ehepaar aus Berchtesgaden, das sich aktuell bester Gesundheit erfreut und dennoch zu Lebzeiten ihre Urnen bestellt hat – bis zu ihrem Einsatz dienen sie den Bayern als dekorative Wohnaccessoires auf dem Kaminsims.
Informationen bei Susanne von Könemann per Telefon 0152/53505450 und unter www.holz-urne.de. Die Künstlerin sucht zudem in der Umgebung von Wakendorf II nach einer kleinen Wohnung mit angeschlossener Werkstatt.