Ihr Herzensprojekt: eine historische Gutsanlage retten

Negernbötel. „Dieser Ort hat etwas Magisches, das uns beim ersten Besuch sofort berührt hat – und der war immerhin im nasskalten, trüben Februar“, erzählt Maria Holzgrewe und lacht herzlich. Mit ihrem Verlobten John Bostelmann hat sie im Frühjahr den Landsitz Maleksberg in der Gemeinde Negernbötel unweit von Bad Segeberg gekauft. Das Lehrerpaar möchte das malerische Anwesen künftig als Eventlocation für Traumhochzeiten, für Familienfeiern, für Ferien- und Reiturlaube mit und ohne eigene Vierbeiner etablieren.

Gut zwei Jahre dämmerte der Hof, der 1910 als Versuchsgut für Weizenanbau angelegt wurde, nach dem Tod des vorherigen Besitzers im Dornröschenschlaf. Die imposante Eichenallee und die prächtige Parkanlage mit wuchtigen Rhododendron-Büschen verwilderten, um die Gebäude kümmerte sich kaum jemand. Schon auf den ersten Blick versprach die verwunschene Anlage mit 1000 Quadratmeter Gebäudefläche und sechs Hektar Land viel Arbeit für neue Eigentümer – genau das Richtige für die beiden Hamburger. „Wir haben zwei Jahre nach einem Lebensprojekt gesucht und hier gefunden“, sagt Maria Holzgrewe, die als Pferdeverhaltenstrainerin und Geländerittführerin immer von Pferdehaltung am Haus geträumt hatte – und von einem Gemäuer mit Geschichte. Am liebsten schauten sie und ihr Verlobter gerne Fernsehreportagen über Gutshausretter im Norden – in Vorbereitung auf das, was mal auf sie zukommen könnte. „Klar haben wir Angst uns zu verzetteln, zumal wir einige kennengelernt haben, die auf ihrem Weg gescheitert sind“, gibt die 32-Jährige unumwunden zu.

Denn vor dem Paar liegt eine Mammutaufgabe. „Als erstes müssen das Cottage mit drei Apartments inklusive Hochzeitssuite auf Vordermann gebracht werden, um durch Vermietung ab dem kommenden Frühjahr Geld für Renovierungsarbeiten in die Kasse zu bringen“, sagt John Bostelmann. Ohnehin sei die Finanzierung des Millionenobjektes nur dank einiger stiller Teilhaber aus dem Familienkreis möglich gewesen. Für anstehende Arbeiten wird spitz gerechnet. 15000 Euro wollte ein Handwerker für Holzarbeiten an der Fassade haben – zu viel für die neuen Gutsherren. Also düst John Bostelmann nach Schulschluss in Hamburg nach Maleksberg, um Bretter abzuschleifen und anschließend zu streichen. „Unser Tag hat 48 Stunden, zumal Fertigwerden keine Option ist, denn dann wäre unser Projekt ja beendet“, sagt er lachend. Hilfe bekommt er von handwerklich begabten Mini-Jobbern und aus dem Freundeskreis. „Einige halten uns zwar verrückt, für das, was wir vorhaben, helfen uns aber nach Kräften“, versichert der 33-Jährige, der seine Partnerin im Referendariat an der Klosterschule in Hamburg kennenlernte. 

Wenn das gemütliche Cottage, in dem bis zu zwölf Gäste Platz finden, im englischen Landhausstil eingerichtet ist, Terrasse und Sauna instandgesetzt sind, müssen Dach und Heizung des Verwalterhauses erneuert werden. Durch den Dachausbau mit zwei weiteren Wohnungen sollen die fünf bestehenden Einheiten im historischen Backsteinbau ergänzt werden. Vier Wohneinheiten sind aktuell vermietet. Auf 50 Quadratmetern im Erdgeschoss haben Maria Holzgrewe und John Bostelmann vorerst Quartier bezogen. Sein eigenes Nest will das Paar im ehemaligen Schulhaus herrichten. Dort wurden früher die Kinder der Gutsarbeiter unterrichtet und dessen markanter Glockenturm dient auch als Wahrzeichen im neuen Logo vom Landsitz Maleksberg. Der kann auf eine bewegte Geschichte zurückblicken.

Nach Schließung des Versuchsgutes diente das Verwalterhaus in den 1950er Jahren als Kinderheim, in den 1980ern tobte wildes Kommunenleben auf dem Anwesen, später folgten Studenten-WGs. Unter anderem gab es mit der SPD-Politikerin Dora Heyenn sogar einige prominente Bewohner. „Auch wir sind nur auf Zeit hier zu Gast“, geben sich die neuen Eigentümer bescheiden. Traten die Vorbesitzer als Veranstalter für Feste und Tanzabende mit Catering auf, werden die Neu-Holsteiner lediglich Vermieter sein und mit Eventmanagern zusammenarbeiten, die auf Wunsch die Organisation der Feierlichkeiten übernehmen. Schließlich kommt auf die jungen Gutshausretter bald eine weitere „Baustelle“ zu: Im Februar werden sie erstmals Eltern und am liebsten soll die erste Hochzeit auf dem Landsitz Maleksberg die eigene sein. Beides hat etwas Magisches – wie dieser besondere Ort im Trave-Land.

 

Wie es auf dem Landsitz Maleksberg vorangeht, kann man auf Instagram unter landsitz_maleksberg verfolgen.