In ihr wütet ein Schwelbrand der Leidenschaft

HENSTEDT-ULZBURG Bundesweit haben Freiwillige Feuerwehren in Gemeinden und Städten Nachwuchssorgen. Kreative und ansprechende Ideen zur Gewinnung ehrenamtlicher Mitglieder sind gefragt. Wie etwa die der Freiwilligen Feuerwehr Tangstedt, die vergangenen Herbst ein Sticker-Sammelalbum ihrer Kameraden und Kameradinnen auflegen ließ (das Abendblatt berichtete) und daraufhin fünf neue Feuerwehrleute begrüßen durfte.

Sandra Schüen geht einen anderen innovativen Weg. Die mit zwei Sternen dekorierte Hauptfeuerwehrfrau der Freiwilligen Feuerwehr Henstedt-Ulzburg schreibt unter dem Titel „Feuerherzen der Wache 60“ romantische Liebesnovellen. „Ich bin die Erste, die die Themen Ehrenamt und Beziehungsgeschichten in Büchern vereint, bisher gab es vor allem Sachbücher mit vielen technischen Informationen“, sagt die 38-Jährige. Mit einer kräftigen Prise Herzschmerz möchte sie andere Lesewünsche wecken. „Ich hoffe, dass der Funke bei den Lesern und Leserinnen überspringt und auf diese Weise das Interesse für ein eigenes Engagement bei der Feuerwehr geweckt wird.“

„Schwelbrand der Leidenschaft“ heißt ihr Erstlingswerk, das im November 2021 als E-Book und Taschenbuch erschienen ist. In der Geschichte hängt die Steuerberaterin und ehrenamtliche Feuerwehrfrau Sam zwischen Einsätzen und der Verzweiflung über eine zerbrechende Beziehung zu ihrem Freund fest und muss in einer gefährlichen Situation entscheiden, ein junges Mädchen oder sich selbst zu retten. Vier Novellen hat Schüen, die über ihre leidenschaftliche Leselust das Schreiben für sich entdeckte, bereits fertiggestellt – „und die fünfte Story habe ich auch schon im Kopf.“ 

Jedes Szenario ist zwar fiktiv, aber einige ihrer realen Einsätze arbeitet Sandra Schüen in die Geschichten ein – bewusst ohne Namens- oder Ortsnennung. So wie auch die „Wache 60“ aus den Romanen überall in Deutschland sein könnte. Schließlich möchte die Autorin nicht nur norddeutsche Leser ansprechen. „Aber Insider wissen, dass im Kreis Segeberg die Feuerwache Henstedt-Ulzburg die Funkrufnummer 60 hat“, verrät sie schmunzelnd. In jedem ihrer Bände „versteckt“ sie zudem einen echten Kameraden oder eine Kameradin mit seinen oder ihren typischen Charaktereigenschaften. „Das ist schon ein Gesprächsthema auf unserer Wache und es wird kräftig gerätselt, wer denn im ersten Buch verewigt sein könnte“, sagt die Autorin und lacht herzlich.

Gemeindewehrführer Dietrich Vahldiek hat das Buch zwar noch nicht gelesen, weil Liebesromane nicht zu seiner bevorzugten Lektüre zählen, dennoch findet er die literarische Werbung hervorragend. „Die Freiwillige Feuerwehr gehört in den Mittelpunkt der Gesellschaft und dazu ist jedes Mittel recht – wir können jeden Aktiven gebrauchen“, betont der Feuerwehr-Chef.

In ihren Novellen möchte Sandra Schüen Leserinnen und Lesern einen Blick durch das Schlüsselloch einer Freiwilligen Feuerwehr ermöglichen und die Faszination des wichtigen Ehrenamtes beschreiben. „Das Größte ist die Kameradschaft und die Möglichkeit Menschen in Notlagen helfen zu können“, sagt Sandra Schüen und betont: „Bei der Freiwilligen Feuerwehr zu sein, ist für mich kein Hobby, sondern eine Lebenseinstellung.“

Bereits mit zwölf Jahren startete sie bei der Jugendfeuerwehr – „,ich war kein Barbiepuppen-Mädchen, sondern bin lieber auf Bäume geklettert.“ Aus dem Berufswunsch Hubschrauberpilotin wurde nichts; sie landete im Bankwesen. „Ich bin eben serviceorientiert – wie die Feuerwehr auch“, sagt sie. Fast selbstverständlich, dass ihr Lebensgefährte Matthias ebenfalls ehrenamtlicher Feuerwehrmann ist; zudem wohnen beide fast gegenüber der Wache. „Ich bin fast immer eine der ersten, die auf dem Einsatzfahrzeug sitzen,“ so Schüen. Als Atemschutzträgerin war sie auch in vorderster Reihe dabei, als kurz nach Weihnachten ein Wohnhaus in Richtung Alveslohe lichterloh in Flammen stand und gelöscht werden musste.

Zwischen Job und Ehrenamt findet die engagierte Henstedt-Ulzburgerin beim Malen Entspannung – mehrfach stellte sie ihre Werke bereits im Umkreis aus –, wenn sie nicht gerade zusammen mit Matthias Urlaubsvertretung für Feuerwehrkameraden auf Helgoland macht. Und auch dieses Thema wird in ihrer Buchreihe verarbeitet: In Band zwei meldet sich Feuerwehrfrau Jo spontan zur Brandschutzwache auf der Hochseeinsel und ahnt nicht, wie diese Entscheidung ihr Leben verändern wird. „Inselsehnsucht“ soll im August 2022 als E-Book und Taschenbuch veröffentlicht werden. Das wird von einigen Fans schon sehnsüchtig erwartet. „Man findet sich in der Protagonistin wieder und durchlebt zusammen die Erlebnisse. Spannend, fesselnd, ergreifend geschrieben. Ich kann es kaum erwarten, bis das nächste Buch erscheint“, schwärmt Sunny in ihrer Rezension bei Books on Demand. Und Bianca Schütt urteilt über Band eins: „Super-Buch. Sehr gut geschrieben. Man fühlt sich, als wäre man dabei.“ Genau das, was Sandra Schüen mit ihren Novellen bezwecken möchte: Interesse für die Freiwillige Feuerwehr wecken und ihr im besten Fall als neues Mitglied beitreten.