FUHLSBÜTTEL Immer noch fassungslos steht Frank Kähler vor den kläglichen Stummeln einer einst stattlichen, zwei Meter hohen Hecke. Die ist im November von der Stadt Hamburg auf 30 Metern Länge dem Boden gleichgemacht worden – um Radfahrer zu schützen.
„Völlig widersinnig, bisher gab es hier nie Probleme, von Unfällen ganz zu schweigen“, empört sich der 65-Jährige, der seit 2002 in einem der Reihenhäuser im Hermann-Löns-Weg wohnt, deren Grünanlage an die „gefährliche“ Kurve der Freizeitroute 12 grenzt.
Dass es zum Kahlschlag kam, hat sich die Eigentümergemeinschaft ein Stück weit selbst zuzuschreiben. Bis 2020 hat sie die Hecke pflegen lassen. 2021 kam die Frage durch einen neuen Gärtner auf, wem das Prachtstück eigentlich gehöre – schließlich stünde es hinter dem Zaun der Wohnanlage.
„Auf Anfrage nach Zuständigkeit beim Bezirksamt kam heraus, dass der Bereich seit 1994 öffentlicher Grund und der Grenzverlauf nicht korrekt sei und die Hecke dringend weg müsse, damit Radfahrer künftig freie Sicht hätten“, erzählt Kähler. Er und seine Mitstreiter wittern Schikane durch das Amt, das einen vor 27 Jahren gemachten Fehler kaschieren will, da beim Kauf durch die Stadt keine Grenzsteine gesetzt wurden.
Der Vorschlag auf Sondernutzungsrecht durch die Anwohner prallte beim Bezirksamt ab – es bestand auf Landvermessung und Rodung, zudem musste die Eigentümergemeinschaft den Zaun um etwa zwei Meter versetzen. Entstanden ist ein trostloses Bild mit Blick auf schrill-buntes Graffiti an der Lärmschutzwand zur Flughafenumgehung. „Vorher war alles schön zugewachsen, in der dichten Hecke herrschte Leben. Völlig sinnlos und teuer, alles einzuebnen. Das Bezirksamt Nord zeigt weiterhin kein grünes Händchen“, sagt Frank Kähler. Da passe es auch ins Bild, dass von den Buchenpflanzen, die die Stadt bis Ende Januar neu setzen wollte, bisher nichts zu sehen ist.