Kreis Segeberg. In 16 Tagen 7500 Kilometer quer durch Nordeuropa, einmal rund um die Ostsee, und dabei Spenden für einen guten Zweck sammeln, das haben sich rund 300 Teams der „Baltic Sea Circle Charity Rallye“ vorgenommen. Mit dabei sind auch Neele und Jakob aus der Region Segeberg. Sie sind als Team noerd.licht mit ihrem 20 Jahre alten Volvo V70 unterwegs und werben finanzielle Unterstützung für Therapiepferde der „Ergo-Ranch“ in Lübeck ein, die Patienten mit psychischen und physischen Problemen als vierbeinige Therapeuten helfen (das Abendblatt berichtete).
Doch der Beginn des Abenteuers war alles andere als perfekt. „Fast hätten wir das Startfenster der ‚Baltic Sea Circle Charity Rallye‘ verpasst, weil wir am erst am falschen Ort waren – statt auf dem Hamburger Fischmarkt ging es am 18. Juni auf Gut Basthorst los. Wir mussten mächtig Gas geben, um tatsächlich als letzte Starter auf die Strecke zu gehen“, berichtet die 22-Jährige. Mittlerweile hat sie mit ihrem ein Jahr älteren Freund das Feld von hinten aufgerollt. „Laut Live-Tracker sind nur drei andere Teams vor uns. Dafür saßen wir auch fast Tag und Nacht hinter dem Steuer, aber wir lieben es einfach Auto zu fahren. Außerdem ist das hier viel entspannter als in Deutschland“, erklärt Neele.
Am ersten Tag ging es 572 Kilometer bis Südschweden, am zweiten Tag 744 Kilometer quer durch das Land der Elche und am Montagabend passierte das motivierte Paar nach 1000 absolvierten Tageskilometern sogar die norwegische Grenze. „Wir wollten so schnell wie möglich den Hafen von Bodø erreichen, um die nächste Fähre auf die Lofoten nehmen zu können.“ Das hat geklappt, trotz kurzfristiger Tunnelsperrung und einem Umweg von 100 Kilometern über die Berge. Um 3.15 Uhr – mitten in der Nacht – legte das Schiff bei äußerst rauer See ab. „An Bord ging es mir gar nicht gut, aber die Vorfreude auf meinen absoluten Lieblingsstrand, den Kvalvika Beach, war größer“, berichtet Neele, die nach ihrem Abitur knapp ein Jahr mit ihrem Hund und Van quer durch Europa gereist ist.
Auf der Rallye rund um die Ostsee müssen einige Aufgaben absolviert werden – die erste ist bereits gemeistert. „Wir mussten für das Roadbook auf einem schwedischen Autofriedhof im Wald den ehemaligen Tourbus der Popgruppe ABBA suchen und fotografieren – eigentlich ein trauriger Anblick, so kaputt und verrostet, wie er aussieht. Sonst läuft bisher alles nach Plan. Unser Auto macht einen guten Job und dass, obwohl wir ihn erst eine Woche vor dem Rallye-Start gekauft haben, weil unser vorgesehenes Fahrzeug Motorprobleme hatte. Außerdem haben wir uns in drei Tagen erst fünf Mal verfahren“, erzählt Neele gut gelaunt. Gar nicht so einfach, schließlich dürfen nur Straßenkarten in Papierform verwendet werden –GPS, Navi oder Autobahnen sind nicht erlaubt.
Mückenabwehrspray dagegen schon, doch das zeige wenig Wirkung. „Nach einer Nacht habe ich 20 Stiche gezählt – fünf davon am Auge“, beklagt sich die angehende Ergotherapeutin und bekennende Naturliebhaberin. Neben idyllischen Übernachtungen im ausklappbaren Dachzelt etwa an einer Stromschnelle im schwedischen Nirgendwo, einer Herde Rentiere an der Straße und malerischen Schneefeldern auf skandinavischem Fjell war eine heiße Dusche auf dem Gelände einer schwedischen Tankstelle ihr bisheriges Reise-Highlight. „Ein Traum – die 2,50 Euro waren bestens investiert. Jakob dagegen fand das fast unnötig – er steht eher auf Bade-Abenteuer in der Natur bei frösteligen zehn Grad.“
Durch ihre erfolgreiche Aufholjagd gönnen sich die Nordlichter einen Extra-Tag für Wanderungen auf der urwüchsigen Inselgruppe der Lofoten, dann geht es weiter in Richtung Nordkap.
Über ihren Instagram-Account @noerd.licht gibt es Erlebniseindrücke und Infos zu Spendenmöglichkeiten.