Wakendorf II. Nahezu täglich trudelt bei Stefanie Grabs-Samuels per Mail, WhatsApp oder Telefon ein und dieselbe Frage ein: Wie geht es Anna?
Anfang August hatten die Tierschützer des Vereins „4 Hufe im Glück“ eine stark abgemagerte Trakehnerstute vor dem Hungertod aus Sachsen-Anhalt gerettet (das Abendblatt berichtete). Über 3000 Euro hatten unter anderem die Leserinnen und Leser für das Tier gespendet und nehmen weiterhin großen Anteil an seiner Geschichte.
„Anna geht es bestens“, freut sich die Vereinsvorsitzende. „Sie hat schon kräftig zugenommen und sogar ein kleines Bäuchlein. An ihrer ‚Hühnchenbrust‘ und den einst hervorstechenden Hüftknochen ist wieder etwas dran. Sogar die Rippen sind unter dem wachsenden Winterfell nicht mehr so deutlich zu sehen. Selbstverständlich wird sie bei kühleren Temperaturen eingedeckt. Anna sieht fast wieder aus wie ein normales, gesundes Pferd.“
Auch vom Tierarzt gibt es gute Nachrichten. Herz und Lunge sind gesund und dem Zahnstatus nach schätzt der Veterinär die dunkelbraune Stute auf Anfang 20 Jahre – und nicht auf 35, wie der Vorbesitzer angegeben hatte.
Aktuell genießt die Pferdedame mit ihren drei Kumpels aus der Senioren-WG die Spätsommertage auf einer Vereinsweide in Wakendorf II und bekommt zweimal pro Tag kräftigendes Zusatzfutter. „Anna liebt die Aufmerksamkeit und begrüßt jeden Besucher neugierig. Geputzt zu werden, ist das Größte für sie, dann schließt sie die Augen und genießt den Augenblick. Leider haben unsere Vereinsmitglieder zu wenig Zeit, um sich eingehend mit jedem Schützling zu beschäftigen, deshalb wünschen wir uns jemanden, der nur für Anna da ist und sie verwöhnen möchte“, sagt Stefanie Grabs-Samuels.
Auf mehreren Koppeln in Wakendorf II versorgt der Verein zurzeit über 20 Pferde und Ponys, die aus schlechter Haltung kommen, wegen Krankheit oder Alter aussortiert wurden oder vom Tod bedroht waren. Erst vergangene Woche trafen sechs Haflinger-Hengstfohlen aus dem italienischen Südtirol ein, die bereits bei einem Schlachthändler gelandet waren. Und diesen Montag kamen eine Noriker-Stute sowie drei Kaltblutfohlen aus Österreich an, die sich nun von den Strapazen erholen können, ehe sie ihr liebevolles Für-immer-Zuhause suchen.
Für die Tierschützer ist der Herbst „Hauptkampfzeit“. „Dann wird bei den Züchtern aussortiert und die überzähligen Pferdekinder auf Auktionen geschickt, auf denen die Schlachter einkaufen“, weiß Stefanie Grabs-Samuels. Deshalb wird „4 Hufe im Glück“ auch am 25. Oktober im österreichischen Maishofen sowie am 7. November auf dem Pferdemarkt im niederländischen Hedel vor Ort sein, um so viele arme Seelen vor dem grausamen Schicksal zu retten wie möglich.