Riskieren Sie doch mal einen Blick in Nachbars Garten

Henstedt-Ulzburg/Wakendorf II Am 17. und 18. Juni öffnen Gartenbesitzer in Schleswig-Holstein und Hamburg im Rahmen der Aktion „Offener Garten“ wieder ihre blühenden und grünenden Paradiese. Unter den 236 Teilnehmern sind Naturoasen und Rosenträume, Stadtidyll und Landhaus-Eldorado, Staudenanlagen und Kräuterbeete, Gartenprojekte und Gärtnereien.

Seit 24 Jahren begeistert der „Offene Garten“ Naturliebhaber im Norden. Hinter jedem Gartenzaun gibt es etwas zu entdecken. Manche Gastgeber laden zum Plausch bei Kaffee und Kuchen ein, andere haben Ableger ihrer Pflanzen abzugeben oder präsentieren dekoratives Kunsthandwerk.

Susanne Oltmanns ist zum ersten Mal mit dabei. „Wir haben einen wunderschönen Garten, der uns viel Freude macht, und die möchten wir mit anderen teilen“, sagt die 65-Jährige. „Bisher waren wir am Veranstaltungswochenende immer im Urlaub. Doch dieses Jahr sind wir zuhause und nun bin ich auf interessierte Besucher gespannt und freue mich zwischen 12 und 18 Uhr auf anregende Gespräche unter Gleichgesinnten.“

Seit 30 Jahren wohnt sie mit ihrem Mann Claus in der Waldschneise 33 in Henstedt-Ulzburg und hat auf 2000 Quadratmetern einen „liebevoll von ordnender Hand gepflegten Garten“, wie sie es nennt, angelegt. Vor dem Haus laden zwei Teiche mit Seerosen, Goldfischen und unzähligen quakfreudigen Fröschen zum Beobachten ein, auf der Rückseite öffnet sich der „Romantikgarten“ mit akkurat getrimmtem Rasen, dekorativem Apfelbaum, üppig bewachsenen Rosenbögen und Brunnen. Und hinter mächtigen Bäumen geht es noch weiter – in den Privat-Wald. Susanne Oltmanns hat extra einen Rundweg anlegen lassen, um zwischen hohen Fichten, üppigen Funkien und Kaukasus-Vergissmeinnicht ihren Gedanken freien Lauf lassen zu können. „Ich liebe die friedliche Stimmung und das Spiel zwischen Licht und Schatten – es ist ein sehr kontemplativer Ort.“

Einmal pro Woche hat sie Unterstützung durch einen Gärtner. „Wir haben alle Beete bewusst pflegeleicht gestaltet und ein Bewässerungssystem im Boden verlegt – das spart Zeit und beschert uns mehr Genuss-Momente in unserem kleinen Paradies“, sagt die Rosenliebhaberin.

Mit der „Königin der Blumen“ hat es Kunje Ketelsen nicht so, obwohl es auf seinem Anwesen in Wakendorf II – so darf man es angesichts einer Größe von 13500 Quadratmetern ruhig nennen – etliche dornige Schönheiten gibt. Viel mehr haben es ihm Bäume und Gehölze angetan.

„Als ich 1974 hierherzog, wollte ich von jeder Baumart ein Exemplar pflanzen.“ Das sei im Rückblick naiv gewesen, aber auf der ehemals „nackten“ Kuhweide haben inzwischen über 1000 Gehölze ihren Standort gefunden, darunter viele Raritäten wie der Taschentuchbaum, die rotlaubige Eiche, der Nymphenbaum und der Zimtahorn. Aus Amerika hat Kunje Ketelsen vor fast 50 Jahren sogar einige Schösslinge vom kalifornischen Mammutbaum mitgebracht, die sich auch in Deutschlands Norden wohlfühlen, wie ihre imposante Höhe zeigt. Auch der wohl größte Buchsbaum Deutschlands mit jeweils fünf Metern Höhe und Durchmesser ist in Wakendorf zuhause und hat diverse Ableger auf dem großen Areal „produziert“.

Beim „Offenen Garten“ ist der ehemalige Pädagoge schon seit vielen Jahren dabei und bietet Führungen durch seinen parkartigen Wald an, den er gerne zu einem Lehrpfad mit informativen Hinweisschildern machen möchte. Über jedes Gewächs kann er gut gelaunt etwas erzählen – auch über Rehe und Wühlmäuse, die am liebsten „ausländisch essen“ und sich mit Vorliebe über rotlaubige Jungbäume und japanische Ahorne, Ketelsens Lieblingsbäume, hermachen.

Neben Grünzeug gibt es unter kühlendem Blätterdach auch drei große Teiche mit Sitzmöglichkeiten zu entdecken, ein Hexenhäuschen aus Feldsteinen sowie Skulpturen und Installationen wie kuriose Schallplatten- und Bratpfannenbäume.

Besucher sind zwischen 10 und 18 Uhr willkommen und sollten auf jeden Fall einen längeren Aufenthalt einplanen. Die Adresse „Zum kleinen Arboretum 1“ ist Programm – schließlich bedeutet Arboretum Baumsammlung. Und der Hausherr hält es mit Johann Wolfgang von Goethe, denn schon der Dichter wusste: „Sammeln ist Liebe zu Dingen“ – und das gilt auch für Blumen, Pflanzen und Bäume.

 

Informationen zu Teilnehmern und die jeweils individuellen Öffnungszeiten gibt es unter www.offenergarten.de.