Pferde vor dem Tod gerettet: über Real Madrid nach Wakendorf

Wakendorf II Fast täglich bekommen die Pferderetter des Vereins „4 Hufe im Glück“ Hilfsanfragen – doch diese war besonders.

„Eine befreundete Schwedin, die für die polnische Centaurus Stiftung arbeitet, informierte mich per WhatsApp, dass ein portugiesischer Pferdetrainer zehn Lusitano-Mix-Jährlinge beim örtlichen Schlachter entdeckt hätte und Unterstützung für den Freikauf benötigte“, erzählt Vereinsgründerin und -vorsitzende Stefanie Grabs-Samuels. Kurze Rücksprache mit dem Team, dann stand fest: Wir sind dabei, denn Tierschutz kennt keine (Staats-)Grenzen.

Entsprechende Posts in sozialen Netzwerken sorgten für Aufmerksamkeit und weckten das Interesse bei vielen Pferdefreunden – darunter auch bei Jessica Kroos, Ehefrau des deutschen Fußballnationalspieler Toni Kroos, der aktuell für Real Madrid spielt und mit seiner Familie in der spanischen Metropole lebt. Per Instagram schrieb Jessica Kroos den Verein an und bot für die Rettungspferde ein vorübergehendes Quartier auf deren langer Reise nach Norddeutschland an. Doch dabei sollte es nicht bleiben. „Spontan hat sie sich in drei der Jährlinge verliebt, die nun bei ihr bleiben“, freut sich Stefanie Grabs-Samuels.

Für den Rest der Truppe ging es in mehreren Transporten weiter. Zwei junge Stuten sind in eine Pflegestelle an der Ostsee gezogen, die meisten der anderen kamen auf die großen Vereinsweiden in Wakendorf II. Abgemagert, verängstigt – aber in Sicherheit.

„Aus den avisierten zehn Tieren sind letztlich 14 geworden, da wir bei zwei älteren Stuten und einem hochtragenden Pony, das angekettet vor dem Schlachthof stand, einfach nicht Nein sagen konnten. Wir sind dann nach Madrid geflogen, um die Tiere, die wir ‚blind‘ gekauft hatten, kennenzulernen und waren sofort angetan von ihrer sanften Schönheit und der Magie, die sie ausstrahlen“, schwärmt Sonja Welchering. Die 36-Jährige engagiert sich seit dreieinhalb Jahren bei „4 Hufe im Glück“ und hat bereits selbst drei Rettungspferde übernommen.

Warum und unter welchen Umständen die Tiere beim Schlachter landeten, weiß keiner; Papiere gab es auch nicht. „Ich habe in sieben Jahren Vereinsgeschichte bereits so viel Elend gesehen und erlebt, dass mich die Vorgeschichte der Tiere nicht interessiert. Aber traurig ist, dass es Leute gibt, die gesunde, junge Pferde töten lassen wollen, die so anhänglich und menschenbezogen sind wie etwa Osiris“, sagt Stefanie Grabs-Samuels. Der dreijährige Hengst ist ein Hingucker, zeigt sich sehr freundlich und höflich im Umgang und blüht in der Jungs-Herde jeden Tag mehr auf.

Das gilt auch für Valeria und Esperanza. Mit dem letzten Transport aus Portugal kamen die beiden Muli-Stuten vor zwei Wochen im Norden Hamburgs an – sehr verschüchtert und schreckhaft. Seitdem verbringen die Tierretter täglich Stunden bei den Langohren auf der Weide. Und der Einsatz lohnt sich. „Sie haben erstaunlich schnell Vertrauen gefasst und lassen sich schon etwas streicheln“, berichtet Stefanie Grabs-Samuels glücklich und verteilt etwas Fliegenspray im Gesicht von Esperanza. Die spürt, dass Berührungen ihr guttun, und brummelt die Menschen freudig an, wenn sie zu ihr auf die Weide kommen. „Trotz schlechter Erfahrungen, gibt sie uns Zweibeinern eine neue Chance“, sagt die 49-Jährige gerührt.

Einige der portugiesischen Vierbeiner sind bereits erfolgreich vermittelt worden, wie etwa Xakira und Hirana, die zusammen in Norderstedt ein liebevolles Zuhause gefunden haben. Andere warten noch auf „ihre“ Menschen, um einen glücklichen Neustart in Deutschland zu beginnen.

Tierschutz ist teuer. Die Rettungsaktion hat den Verein rund 23000 Euro gekostet, der sich über Spenden, Sponsoren, Fördermitgliedschaften und Patenschaften finanziert. „Und wir möchten noch viel mehr Pferden, Ponys, Eseln und Mulis helfen“, versichert die Vereinsvorsitzende. Im Herbst soll es wieder über die Grenze(n) gehen. Dann steht die jährliche Auktion im österreichischen Maishofen an, von der aus viele Noriker- und Haflingerfohlen ihre letzte Reise in italienische Schlachthöfe antreten, wenn sie nicht von Privatleuten oder Tierschützern ersteigert werden. „Auch hier wollen wir unbedingt wieder vor Ort sein und benötigen dafür dringend finanzielle Unterstützung. Wir können zwar nicht alle retten, aber für jedes einzelne Tier lohnt es sich und verändert seine Welt“, bittet Stefanie Grabs-Samuels.

 

Weitere Infos gibt es unter www.4hufeimglueck.com.