Itzstedt Ungewöhnlicher kann ein Gastronomie-Konzept wohl kaum sein: Bangorn und Oliver Roth bieten im ehemaligen „Juhls Gasthof“ in Itzstedt seit kurzem bayerische UND thailändische Spezialitäten an. Im „BaySiamen“ steht „Bay“ für Bayern, Siam ist der alte Name Thailands und mit dem angehängten -en lässt sich der Name wie „beisammen“ aussprechen.
Und der ist Programm. „Essen und Trinken ist in Bayern wie auch in Thailand ein Ausdruck von Geselligkeit, ein gesellschaftliches Event und eine Lebensphilosophie, die beide Kulturen verbindet“, erklärt Oliver Roth, der in elterlichen Hotels in Kempten aufgewachsen ist und sieben Jahre das Western-Restaurant „Mones“ in Bad Segeberg betrieben hat. Seine Frau Bangorn stammt aus dem Norden Thailands und hat ebenfalls Erfahrung in der Branche.
Der gastronomische Spagat ist gewagt, aber wohl geglückt. „Die ersten zwei Wochen waren wir jeden Tag ausgebucht, haben sogar schon die erste Hochzeit ausgerichtet und einige Reservierungen für Weihnachts- und Geburtstagsfeiern erhalten, Vereine und Verbände haben für Versammlungen angefragt“, freut sich der 60-Jährige „Olli“ Roth.
Dabei war er gar nicht auf der Suche nach einem neuen Restaurant gewesen. Anfang Juni kam ein Anruf von einem Gemeinderatsmitglied aus Itzstedt, ob er sich vorstellen könne, den Traditionsgasthof in der Schützenstraße zu übernehmen. Der gehört seit 2017 der Gemeinde und hatte seitdem viele verschiedene Betreiber, die nicht richtig Fuß fassen konnten.
Anfangs wollte Oliver Roth auf keinen Fall die Wirtschaft übernehmen, aber das Thema ließ ihn und seine Frau im Urlaub nicht los. „Wir haben auf fünf Seiten Gegenargumente aufgelistet, warum wir nicht einsteigen wollten, doch die Verhandlungen mit der Gemeinde waren so offen und ehrlich, dass wir letztlich zugesagt haben.“ Den Ausschlag hätte schließlich die Zustimmung der ehemaligen Besitzerin „Püppi“ Juhls zur Namensänderung der des alteingesessenen Betriebes gegeben.
„Uns war klar, dass wir keinen klassischen Dorfgasthof mit Kohlrouladen und Gulasch eröffnen, sonders etwas Besonders bieten wollen“, so Roth. Und so gibt es bayrischen Leberkas und Hähnchenspieße Satay Gai, Schwammerl-Rahmschnitzel und Fleischsalat Laab Moo, resche Schweinshaxn und Mu Kratha, Thai Hot Pot-Barbecue – jeweils auf zwei getrennten Speisekarten, aber aus einer Küche.
Die Inhaber stehen selbst am Herd, zudem konnten sie den renommierten Koch Benjamin-Alexander Fries für sich gewinnen. Der Deutsch-Thailänder arbeitete die vergangenen 14 Jahre in den besten Thai-Restaurants Londons und wollte aus Familiengründen zurück nach Deutschland.
Die drei Gasträume mit rund 40 Plätzen sind dezent und keinesfalls kitschig dekoriert. Neben einem Buddha stehen ein paar Bierkrüge, an den Wänden hängen Hirschgeweihe und fernöstliche Landschaftsbilder. Der Saal bietet bis zu 200 Personen Platz und ist mit „exzellenter, neuerster Technik ausgestattet“, wie Roth betont, „für die sich die Gemeinde Einiges kosten lassen hat.“ Neben der Vermietung für Privat- und Firmenfeiern sind künftig Konzerte, Motto-Events, Comedy und Poetry Slam geplant. Den Anfang macht am dritten Advent, 17. Dezember, eine Show mit Elvis-Imitator „Shelvis“. Den Barbereich möchte Roth im kommenden Jahr zu einem Saloon umbauen sowie den Außenbereich gestalten und auf einer neuen Terrasse Kaffee, Kuchen und Eis anbieten.
Vorerst in die Küche von 17 bis 20 Uhr in der Woche und am Wochenende bis 21 Uhr geöffnet und es gibt mit Mittwoch und Donnerstag zwei Ruhetage, doch das kann und soll sich ändern, wenn das „BaySiamen“ bei den Gästen ankommt. Übrigens wird noch Verstärkung im Service, in der Küche sowie für die Reinigung gesucht.