LANGENHORN Ihr Name steht seit Kurzem neben Goethe, Kafka und Hesse im Bücherregal: Asin Andkohiy. Die 19-Jährige hat Georg Büchners Klassiker „Woyzeck“ in gängige Jugendsprache transferiert.
Die Idee dafür hatte Friedrich Kollhoff, Deutschlehrer an der „Fritze“. „Im vierten Semester lautet das Thema ‚Wie Sprache sich wandelt‘, zudem ist ‚Woyzeck‘ für drei Jahre Thema des Zentral-Abiturs im Fach Deutsch“, erklärt der Pädagoge und fragte sich: „Schon vor knapp 200 Jahren hat Büchner Mundart in seinem Sozial-Drama verwendet – warum es nicht mit dem Zeitgeist von heute verknüpfen?“
Er gab der angehenden Abiturientin die Aufgabe, zunächst eine Szene und später das gesamte Buch in Jugendsprache zu übersetzen.
Nur drei Wochen hat Asin Andkohiy im Frühjahr 2023 gebraucht – neben Abi-Vorbereitung, Jobben und Fahrschule. „Es war die stressigste Phase in meinem Leben, aber es hat auch viel Spaß gemacht“, sagt die junge Frau, die inzwischen Englisch und Geografie auf Lehramt studiert.
Ihre moderne „Woyzeck“-Version, in der es von Chaya, Lan und Babbo wimmelt, und die mit Texten bekannter Deutsch-Rapper wie Veysel, Haftbefehl und Dardan durchmischt ist, kam bei Mitschülern gut an. „Jetzt habe ich verstanden, worum es im Buch geht“, war eine häufige Reaktion. Das bestärkte den ebenfalls begeisterten Lehrer Kollhoff, das Manuskript an den Reclam-Verlag zu schicken.
„Das müssen wir unbedingt veröffentlichen!“, hieß es dort und Mitte Oktober erschien das Taschenbuch im bekannten Neongelb – samt wichtigem Glossar für diejenigen (Eltern), denen der Jargon nicht so geläufig ist.
Über 7000 Exemplare sind bereits in dritter Auflage verkauft worden. Der Erfolg macht aufmerksam. Anfragen von TV-Sendern, Zeitungen und Theatervereinen trudeln bei Asin Andkohiy ein. „Ich kann noch nicht ganz realisieren, was ich da geschaffen habe“, sagt die stolze, aber bescheidene Autorin im Rahmen einer Lesung vor Oberstufen-Schülern der „Fritze“.