Kreis Segeberg. Drei Vereine im Kreis Segeberg stellen einige der besten Einradfahrerinnen Deutschlands. Die Sportlerinnen kommen aus Seth, Norderstedt und Henstedt-Ulzburg und waren bereits bei diversen Wettkämpfen auf dem Treppchen. Vom 14. bis 26. Juli stehen nun die Weltmeisterschaften in Bemedji, Minnesota/USA, an, aber den Athletinnen fehlt das nötige Geld, um Schwarz-Rot-Gold vertreten zu können.
Wenn Jorina Auktun gerade keine Vorlesung an der Uni hat, ist die 24-Jährige in ihrem Heimatort Seth unterwegs, um bei Unternehmen, Versicherungsbüros, Maklern und Einzelhändlern nach Sponsoren zu suchen – umgangssprachlich nennt sich das Klinken putzen. „Ich tue das, weil ich für meinen Sport brenne“, sagt die Lehramtsstudentin für Mathe und Sport. Seit ihrem vierten Lebensjahr fährt sie begeistert und erfolgreich für die SG Seth Einrad und errang bei der WM 2018 im südkoreanischen Seoul sogar Gold in der Paarkür ihrer Altersklasse im Einrad Artistik Freestyle – einer Präsentation zu einem Thema mit Kostümen und vielen akrobatischen Tricks.
Bis zu fünf Mal pro Woche trainiert sie Wheelwalk, Handride und Crossdragseat und holt sich dabei so manchen blauen Fleck. „Einradfahren bringt einen an die Grenzen. Weil es technisch sehr anspruchsvoll ist, braucht man eine hohe Frustrationstoleranz, aber wenn es läuft, ist es großartig“, schwärmt die athletische, junge Frau.
„Wir benötigen 17000 Euro für Flüge, Übernachtung und Mietwagen für unsere fünf Sportlerinnen“, hat Trainerin Sonja Lindenberg ausgerechnet – die Verpflegung kommt noch obendrauf. Das Problem: Sportarten wie Fußball oder Handball sind massentauglicher und ständig in den Medien präsent. Durch Kooperationen und Werbung lassen sich Gelder in Millionenhöhe generieren. Einradfahren dagegen ist eine Randsportart, die wenig Aufmerksamkeit erregt – bei Zuschauern und Investoren. „Zudem fördern viele Unternehmen lieber Sozial- und Umweltprojekte“, musste Jorina Auktun bei ihrer zeitintensiven und mühevollen Akquise erfahren.
Für den Einrad-Sport gibt es noch nicht einmal einen bundesweiten Spitzenverband, sondern nur Kreis- und Landessportverbände. Und die beteiligen sich lediglich an Wettkampfstartgeldern mit einem Betrag von 200 Euro. Den Rest müssen die Athletinnen, ihre Familien oder eben andere Geldgeber finanzieren. „Allein das Startgeld in Amerika beläuft sich auf 300 Dollar pro Athletin“, weiß die Trainerin, die versucht zu sparen, wo es geht. So hat sie etwa günstige Doppelzimmer gebucht, die lediglich 50 Dollar pro Nacht kosten – „doch es reicht vorne und hinten nicht.“
Ein gutes Viertel der Summe haben die Setherinnen unter anderem durch den Förderverein zusammen und hoffen nun auf Unterstützung von privaten und geschäftlichen Spendern aus der Region, damit ihr WM-Traum nicht platzt. Wer helfen möchte, füllt das Spendenkonto bei der Raiffeisenbank Leezen, IBAN: DE17 2306 1220 0001 4417 36.
Etwas besser läuft es beim SV Henstedt-Ulzburg. „Wir haben etwa ein Drittel unserer Reisekosten in Höhe von 18000 Euro zusammen“, erzählt Einrad-Trainerin Jaclyn Dreyer. Die Bürgerstiftung und einige Unternehmen haben bereits Beihilfe versprochen. Und die Eltern helfen nicht nur tatkräftig etwa beim Nähen der aufwändigen Kostüme, sondern auch bei der Sponsorensuche. Dass ihre vier jungen Sportlerinnen zwischen zwölf und 14 Jahren überhaupt bei den Welt-Titelkämpfen mitmischen dürfen, kam für die 28-jährige Trainerin überraschend. „Unsere Kleingruppe ‚On(e) Wheel‘ ist im vergangenen Jahr erstmals bei Meisterschaften angetreten und hat mit ihrer Minions-Kür auf Anhieb den deutschen Titel im Freestyle U15 eingefahren. Das war beeindruckend und ich wünsche den Mädels so sehr, dass sie ihre Leistung auch auf großer Bühne zeigen dürfen“, hofft Jaclyn Dreyer. Der Verein hat ein Spendenkonto eingerichtet: VR Bank in Holstein, IBAN: DE80 2219 1405 0065 5246 30, Stichwort: Spende Einrad WM.
Für den Norderstedter Sportverein möchten fünf Sportlerinnen bei den Weltmeisterschaften an den Start gehen. Eine von ihnen ist Amina Compaore. Die 21-Jährige belegte bereits 2022 den vierten WM-Platz in der Freestyle Einzel-Kür – am liebsten soll es noch ein Stückchen höher gehen. Ihre 16-jährige Schwester Kadija tritt im Street/Flat an, bei dem schwere Tricks auf Hindernissen wie Treppen, Boxen und Geländern gezeigt werden, die befahren und besprungen werden – ein wahrer Balanceakt auf dem wackeligen Einrad.
„Wir rechnen für die Reise mit etwa 3000 Euro pro Sportlerin und haben bereits einige Sponsoren angefragt“, erzählt Trainerin Hanna Louise Ricker, die erstmals bei den Weltspielen im Einrad-Rennen starten wird. Kontakt über die NSV-Geschäftsstelle, info@norderstedter-sv.de, Tel. 040/526 25 50.